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‹Ich kann nicht durch Morden mein Leben erhalten›, so lautet der
Titel des von Heinz Deutschland herausgegebenen Briefwechsels zwischen Käte und Hermann Duncker von
1915 bis 1917.
Die Briefeschreiber gehörten zum
linken Flügel der deutschen Vorkriegssozialdemokratie und damit zu jener kleinen, aber schon weit
über die Arbeiterbewegung hinausreichenden Gruppe von Menschen, die bereits damals die Ursachen des
Krieges benannt, sich diesem Völkermorden entgegen gestellt und vor seinen absehbaren Folgen gewarnt
haben. Hermann Duncker wird vielen als Mitbegründer der Marxistischen Arbeiterschule (MASCH) bekannt
sein. Aber nur wenige dürften wissen, dass Käte Duncker Redakteurin der Zeitschrift Die
Gleichheit war, die von Clara Zetkin geleitet wurde. Sie war jedoch auch im Krieg Mitglied der Gruppe
«Internationale» des Spartakusbunds, unterlag einem Redeverbot und musste sich polizeilichen
Verhören unterziehen. Kätes unbestechliches Urteil geht in manchen Punkten über das von
Hermann hinaus, der sich vor allem dagegen wehrte, durch «Morden sein Leben zu erhalten».
Käte Dunckers Briefe belegen die
Belastungen, die der Krieg vor allem den politisch aktiven Frauen aufbürdete: Die Sorge sowohl um das
Überleben des Mannes an der Front, aber auch der Familie zu Hause, die Jagd nach Lebensmitteln, die
Verantwortung für die Kinder, für ihre Ernährung, Bekleidung, wie auch für ihre
geistige und seelische Entwicklung. «Mich haben diese Jahre ein Jahrzehnt gekostet», schreibt sie
, «ich fühlte mich vor dem Krieg noch nicht 40 und fühle mich jetzt über 50.»
Am 19.1.1917 beschreibt Käte, wie man
für alles stundenlang anstehen muss und bereits Kartoffeln und Brot knapp werden. Dann folgt jedoch
ein politischer Bericht: «Der Parteivorstand scheint mit dem Parteiausschuss zusammen gestern die
Spaltung, d.h. den Ausschluss der Arbeitsgemeinschaft sowie der links stehenden Arbeitsgruppen perfekt
gemacht zu haben. Ich bin neugierig, wie er den Beschluss in die Tat umsetzt. Der Vorwärts ist das
traurigste Blatt, das du dir denken kannst. Jetzt ist die reine Verteidigungsstellung Deutschlands
über jeden Zweifel erhaben. Das Friedensangebot war ein verflucht schlauer Trick, um die Hungerwut
jetzt von den Herrschenden und Besitzenden abzulenken. Die anderen wollen ja keinen Frieden, da müssen
wir eben weiter hungern, das ist die Stimmung bei der größeren Hälfte der Frauen hier.»
Sie wurde beauftragt, die Spartakusgruppe
auf der Friedenskonferenz in Stockholm zu vertreten, wo sie in einer hervorragenden Rede erklärt:
«Wenn der Krieg ohne Zutun des Proletariats zu Ende geht, als ein Geschenk von oben, als ein Resultat
von diplomatischen Verhandlungen, dann bedeutet ein solcher die Besiegelung der Niederlage, die der
Sozialismus im Kriege davon getragen hat. Wenn der Friede erkämpft wird unter Anwendung aller
Machtmittel des Proletariats, dann wird ein solcher Friede den Sieg des Sozialismus vorbereiten und die
Internationale zu einer Macht gestalten, die eine Wiederholung des entsetzlichen Völkermords für
alle Zeiten verhindert.»
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