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Mit berechtigtem Stolz verweist der Unionsverlag auf die Platzierung als Nr.1
der Krimiwelt-Bestenliste im Oktober für das Meer der Illusionen, den vierten Teil des Havanna-
Quartetts von Leonardo Padura. Mit der Herausgabe des kubanischen Autors hat sich Thomas Wörtche
wieder einmal als sensibles Trüffelschwein erwiesen, das im Wust von Krimiveröffentlichungen die
literarischen Delikatessen für seine Metro-Reihe aufspürt. Auf der Suche nach exotischen
Szenarien sind vor allem US-amerikanische und britische Schriftsteller auf den ganzen Globus ausgewichen,
um in der Fremde neue Reize für ihre Storys zu finden.
Anders der Unionsverlag, hier
überwiegen Autoren, deren Einbindung in die lokalen Gesellschaften und deren literarischer Bearbeitung
zu schmecken ist. Ganz besonders zu spüren ist dies bei Leonardo Padura. Nach seiner Abstrafung beim
Caiman Barbuda und der Versetzung zur Juventud Rebelde, wo er als Journalist arbeitete, entwickelte er den
an den vier Jahreszeiten orientierten Zyklus um den Teniente Mario Conde, der nach einigen
schriftstellerischen Versuchen bei der Polizei in Havanna landete.
Die Reihe beginnt mit dem Roman Ein
perfektes Leben, der nun auch in der Taschenbuchausgabe vorliegt. Mario Conde erhält den Auftrag,
Rafael Morín Rodríguez wieder aufzufinden, der nach einer Silvesterfeier spurlos verschwunden
ist. Äußerst widerwillig nimmt er die Arbeit auf. Rodríguez ist ein Bekannter aus seiner
Schüler- und Studentenzeit und mit ihm verbinden sich nur üble Erinnerungen. Der Kader aus dem
Außenhandelsministerium war ein Musterschüler, smart und in Konfliktfällen immer auf
Parteilinie. Und was noch schwerer wiegt: Er heiratete Mario Condes angebetete Freundin Tamara. Nach allen
Jahren der Distanz fürchtet sich der Polizist vor einem Widersehen mit ihr und ist doch voller
Sehnsucht nach seiner Jugendliebe. Conde ermittelt an allen möglichen Ecken und Enden Havannas und
führt die Leser zu den Bewohnern der Stadt, wie dies für Touristen nie zu erleben wäre. Wie
sehr 1989 ein Jahr des Umbruchs ist, kann Conde noch nicht ahnen, noch ist Havanna die Stadt mit dem
unverwüstlichen Herzschlag, die es besser zu machen versucht. Noch sind es die Schmerzen, die aus der
Vergangenheit rühren, die schweren Verletzungen seines besten Freundes Carlos, der als Krüppel
aus Angola nach Hause gekommen ist. Aber es gibt schon die Ahnungen, dass Teile der Partei von Korruption
infiziert sind, und dass aus einem Musterkader, der Geschichte machen wollte, ein Handelsreisender wurde,
der eigene Geschäfte machen will.
Udo Bonn
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