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Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Januar 2006, Seite 21

Musik

Al-Skapone: Ska macht schön

Schülerbands sind häufig ein Thema, bei dem das Popmusikbusiness sämtliche Hemmungen verliert. Nehmen wir mal die in diesem Jahr kommerziell erfolgreichen Tokio Hotel aus Magdeburg. Da startet Bravo eine Aktion «Bill sucht seine große Liebe» und neunjährige Mädchen schicken Fotos, auf denen sie im im Bikini abgelichtet sind. Als wäre das nicht peinlich genug, so gibt «MTV News» den 16-jährigen Zwillingsbruder des Sängers Bill, den Gitarristen Tom, mit den Worten wieder: «Vielleicht könnte ich mich auf die Zahl 25 jetzt nicht gleich festlegen. Vielleicht waren‘s auch mehr oder ein paar weniger. Man weiß es nicht. Aber ich hatte jetzt nicht mit jeder Sex und hab da nicht mitgezählt.» Da können wir nur hoffen, dass von dem Geld, das die Band eingesackt hat, wenigstens gute Therapeuten bezahlt werden.
Doch sind Tokio Hotel zum Glück eine Ausnahme und es gibt eine Reihe von Schülerbands, die auf ihren Konzerten nicht nur die eigenen Freunde vom Hocker reißen und dabei selbst auf dem Boden bleiben. Ihnen macht es Spaß zu spielen und diese Freude schwappt auch ungehindert ins Publikum herüber. Da sind zum Beispiel Halz Maul und spiel zu erwähnen. Ob den Iserlohnern der Name auf einem Konzert der Ärzte eingefallen ist, scheint naheliegend, ist jedoch nicht belegt. Doch mit ihrem Punkrock sind sie in der TV-Sendung «Kika-Live» im November zur besten deutschen Schülerband gekürt worden. Die Ironie ihrer Texte und die unbekümmert frische Spielweise der 14- bis 16-Jährigen, setzt sicherlich am Fun Punk der Ärzte oder Hosen an, birgt aber überraschende Wendungen und neue Impulse.
Eine andere Band, deren Mitglieder kaum älter sind, holt die Anregungen von weiter her. Al-Skapone aus Langenfeld haben sich wie, der Name es vermuten lässt, dem Ska verschrieben. Seit dem Jahr 2003 hat sich diese Gruppe langsam zusammengefunden und sie haben in diesem Jahr ihren Konzerttourradius über das Rheinland hinaus ausgeweitet. Dass sie mit ihrer Mischung aus Ska, Punk und Rock richtig liegen, beweisen ihre Konzerte, auf denen schweißtreibend getanzt wird.
Der Umstand, dass die Produktionsmittel zur Herstellung eines Tonträgers in den letzten Jahren durch die Digitalisierung rapide im Preis gefallen sind, macht es möglich, dass auch solch junge Bands CDs produzieren können. Im Herbst haben sich daher die sechs Musikerinnen und Musiker ins Studio begeben und ihre erste Platte produziert. Die neun Stücke, die sie da aufgenommen haben, brauchen den Vergleich mit erfolgreichen Produktionen dieses Genres nicht scheuen.
Sicherlich hapert es noch am Songwriting, aber dieser Schönheitsfehler wird mehr als wettgemacht durch ein Arrangement der Stücke, das die Originalität der Band genauso präsentiert, wie sie das Alter der Bandmitglieder vergessen lässt. Besonders bei «One Wish» spielen sich Blasinstumente, Bass, Schlagzeug, Gitarre und Gesang die musikalischen Bälle so gekonnt zu, dass eine faszinierende Soundjounglage entsteht.
Die Texte werden bis auf «Ska macht schön» englisch gesungen. «Ska macht schön» ist auch der rockigste Beitrag auf dieser Produktion und bringt die Konzertatmosphäre, in der die Band noch mehr zu Hause ist als im Studio, am besten auf den Silberling.
Im Januar werden Al-Skapone wieder auf Tour gehen um ihre CD zu präsentieren. Zusätzlich werden sie dann ihre DVD vorstellen, Hauptbestandteil ist ein vom «WDR Azubi Team» aufgezeichnetes Konzert der Band im April 2005 in Hilden, damals noch zu siebt.
Auf jeden Fall lohnt es sich einmal, sichauf den Webseiten von Halz Maul und spiel (www.hmus.de) und «Al-Skapone» (www.al-skapone.de) umzuschauen.

Thomas Schroedter

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