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Von Zeit zu Zeit lohnt es sich für Linke, gemeinsam über den Stand
der Dinge zu diskutieren. Neoliberale Hegemonie, mag sie nun brüchig geworden sein oder nicht, kann
nur überwunden werden, wenn ein dazu alternatives Projekt neue Konzepte entwickelt und sich neu
aufstellt. Wissenschaftlich-politische Kongresse können dafür Foren bieten. Dass es in relativ
kurzen zeitlichen Abständen zuletzt verschiedene derartige Initiativen gab (z.B. Kommunismuskongress
in Frankfurt, Kritische-Wissenschaften-Kongress in Frankfurt, zuletzt Kapitalismus Reloaded in Berlin), ist
sicherlich kein Zufall.
Die Debatte zwischen Bewegungen und
(universitärer) kritischer Gesellschaftswissenschaft voranbringen wollte auch der Kongress
«Kritische Gesellschaftstheorien und emanzipatorische Praxis heute» vom 16./17.Dezember an der
Oldenburger Carl von Ossietzky-Universität. Beide Tage wurden durch den studentischen
«Arbeitskreis kritische Gesellschaftstheorie Oldenburg» vorbereitet.
In rund zwanzig Veranstaltungen, Seminaren,
workshops und Plena, diskutierten Bewegungsaktive, Studierende und (Nachwuchs-)Wissenschaftler unter dem
Motto «...weder von der eigenen Ohnmacht noch der Macht der anderen sich dumm machen zu lassen».
Das Engagement lokaler politisch-sozialer Bewegungen wurde folgerichtig ebenso thematisiert, wie die
Auseinandersetzung mit theoretischeren Entwürfen gesucht wurde.
Eröffnet wurde am Freitag von Stefan
Müller-Doohm mit einem Vortrag über den «Einspruch des öffentlichen Intellektuellen als
emanzipatorische Praxis», in dem er die Konzeptionen von Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas
verglich.
Marxistische Theoriebildung (Christoph
Jünke über den revolutionären Humanismus Leo Koflers) fand an den beiden Tagen ebenso ihren
Platz, wie das Verhältnis von Theorie und Praxis aus der Perspektive antirassistischer Bewegung
diskutiert wurde (Gruppe Quark). Des Weiteren reichten die Themen von «Staat und
Geschlechterverhältnissen im flexiblen Kapitalismus» (Jörg Nowak), über Foucaults
Machtanalytik bis hin zum aus der Pädagogik stammenden Anti-Bias-Ansatz. Den Freitagabend beschloss
Sabine Kebir mit Ausführungen zu ihrer Lesart des Zivilgesellschaftskonzeption Antonio Gramscis. Und
Roger Behrens versuchte sich am Samstagabend abstrakter an der Verteidigung kritischer Theorie. Ob es
gelang, die Debatte konstruktiv zu gestalten, bleibt abzuwarten.
Thomas Goes
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