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Am 27.Dezember 2005 ist Hans-Jochen Vogel gestorben. Über die Grenzen
von Chemnitz, bis 1990 noch: Karl-Marx-Stadt, hinaus ist der seit 1974 als evangelischer Studentenpfarrer
arbeitende Vogel als herausragender Aktivist der DDR-Opposition in der «Wende»-Zeit bekannt
geworden.
Der überzeugte Christ und Sozialist,
Initiator der Arbeitsgemeinschaft Offene Kirche, war auch noch im Ruhestand ein glühender
Aufklärer und sozial Bewegter ob bei Attac oder im Chemnitzer Sozialforum, ob im
Ostermarschkomitee oder beim Komitee für Grundrechte und Demokratie, ob bei antifaschistischen
Aktionen oder im Umweltzentrum Chemnitz. Einer, der für die Freiheit und für Freiräume
kämpfte und Gewicht hatte, als er sich in den 90ern enttäuscht von den «Freiheiten des
Westens» zeigte und die Durchkapitalisierung des deutschen Ostens beklagte: «Freiraum»,
formulierte er bspw. 1999, «hat heute jedoch eine andere Bedeutung Freiraum des Konsums, der
Ausbeutung, Freiraum fürs Bomben, für neue Sklaverei».
Hans-Jochen Vogel war nicht nur ein treuer
Abonnent der SoZ, er zeigte sich auch immer besonders interessiert an unserer Arbeit und beteiligte sich
mit gelegentlichen Artikeln. «Liebe Genossinnen und Genossen», schrieb er uns vor einem knappen
Jahr, «schickt mir doch bitte eine Jakob-Moneta-Broschüre. Leider wird auf längere Zeit von
mir nicht mehr viel zu hören sein (vielleicht auch gar nicht?). Mich hat eine konterrevolutionäre
Krankheit am Wickel. Nichtsdestotrotz: Sozialistische Grüße.»
«Über Jahrzehnte», schrieb
Klaus Bartl anlässlich des Todes des ersten Ehrenpreisträgers des Chemnitzer Friedenspreises in
der Jungen Welt, «haben sich Menschen, die in Bedrängnis waren, an seiner Person aufgerichtet.
Das Leben und Wirken Hans-Jochen Vogels auch nur annähernd angemessen in einem ‹Nachruf›
zu würdigen, scheint unmöglich. Und vermutlich hätte er auch etwas anderes gewollt
eher einen Aufruf, weiter das zu versuchen, was der Theologe Dietrich Bonhoeffer ‹dem Rad in die
Speichen fallen› nannte. Sich für mehr Frieden, Friedfertigkeit und Gerechtigkeit einzumischen.
Hier und heute. Tagtäglich.» So wollen wir es halten und danken Hans-Jochen Vogel.
SoZ-Redaktion
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