SoZ - Sozialistische Zeitung |
Der "deutsche" E.on-Konzern will den "spanischen" Endesa-
Konzern kaufen eine Schlagzeile unter vielen, die in der Welt die Übernahme von großen
Unternehmen über Ländergrenzen hinweg ankündigen. Die von E.on geplante Fusion wirft eine
Menge Fragen auf und führt zu scheinbar seltsamen Reaktionen.
Erstens: Woher hat E.on so viel Geld, um
sich einen kompletten auswärtigen Energiekonzern zu kaufen, und dabei das Angebot der Konkurrenz (der
"spanische" Gas-Natural-Konzern) um sage und schreibe 30% zu überbieten?
E.on hat auf Kosten der Strom- und
Gaskunden im letzten Jahr riesige Gewinne gemacht. Der Umsatz stieg von 46 auf 56 Milliarden Euro,
der Gewinn von über 4 auf über 7 Milliarden Euro, von unter 10% auf über 12% Umsatzrendite
und das in einer Saison, in der alle Verbraucher über immens steigende Energiepreise klagen.
Außerdem hat E.on seine Wohnungsgesellschaft Viterra an den "englischen" Annington-Konzern
verkauft Geld genug, um mal eben 29 Milliarden hinzulegen.
Zweitens: Was bedeutet das für den
europäischen Energiemarkt? Das Bemühen von Politikern, sich als Garanten einer jeweiligen
"nationalen" Energiepolitik hinzustellen, wird durch die Finanzinteressen der großen
Konzerne längst als absurd hingestellt. Der "spanische" Endesa-Konzern ist längst
großer Energie-Anbieter in Frankreich, Portugal und Lateinamerika ein Kundenkreis, der den von
E.on im mittleren und östlichen Europa "ergänzt" es entstünde der
weltgrößte Anbieter von Strom und Gas.
Seltsam erscheint, dass das Endesa-
Management im Gegensatz zur spanischen Regierung nicht den "spanischen" Konzern Gas Natural als
neuen "Hausherrn" haben will, sondern lieber die "deutsche" E.on an Schalter und
Gashahn sehen möchte ob das wohl mit den großen Abfindungen zu tun haben mag, die sich
nach dem höchsten Angebot richten sollten?
Drittens: Würde das nicht dem
Wettbewerb zuwider laufen, der von der EU-Kommission als oberstes Ziel der Wirtschaftstätigkeit
hingestellt wird? Natürlich nicht im Gegenteil, die EU-Kommission warnt die spanische Regierung
vor wettbewerbswidrigen Eingriffen und Gesetzen zum Schutz des spanischen Energiemarkts. Das Monopoly-Spiel
der Konzerne wird von der EU-Wettbewerbsregelung gefördert. Und wenn das nicht reicht, gibt es in
Deutschland das Mittel der Ministererlaubnis, dem sich E.on schon zu bedienen wusste. Jetzt wird das
europäische Recht wohl auch angemessen angepasst an die größeren Happen der Konzerne.
Hat man gehört, dass die EU-Kommission
den großen Konzernen Auflagen zum Schutz der Energieverbraucher, der Millionen Gas- und Stromkunden,
gemacht hat, als die Unternehmen im Zuge der Ölpreissteigerungen alle Preise erhöhten und
siehe E.on, Shell, Exxon usw. riesige Gewinne einfuhren?
Viertens: Untersuchungen zeigen, dass
Übernahmen von Großkonzernen sich oft nicht "rechnen", weil die Schulden aus der
Übernahmeschlacht und den dadurch künstlich aufgeblähten Preisen bedient werden müssen,
d.h., die angeblich angestrebten Unternehmensziele und sog. Synergieeffekte werden selten erreicht. Das ist
natürlich nur die halbe Wahrheit. Für die Aktionäre, vor allem aber die Banken und die
Beratungsfirmen, die die Übernahmen finanzieren und betreiben, lohnt sich das Kaufkarussell sehr. Wer
drauf zahlt, sind die Beschäftigten und die Kunden. Arbeitslosigkeit und steigende Energiepreise sind
die andere Seite der Medaille.
Was tun? Mit der spanischen Regierung gegen
den Übernahmepoker antreten? Mit der deutschen Regierung für den "Standort Deutschland"
und damit für die E.on-Pläne eintreten? Die Alternative stellen nur gemeinsame Aktionen der
Kunden gegen die steigenden Preise, und der Beschäftigten gegen den Personalabbau dar. Für die
Aktionäre können und wollen wir weder auf der einen noch auf der anderen Seite etwas tun!
Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch.
Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
Spendet steuerlich abzugsfähig!
VsP, Postbank Köln, BLZ 370100 50,
Kontonummer 603 95 04