SoZ - Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Mai 2006, Seite 21

Elsa und Fred, Spanien/Argentinien 2005,

Regie: Marcos Carnevale. Mit Manuel Alexandre, China Zorrilla, Blanca Portillo, Roberto Carnaghi u.a. (Bereits angelaufen)

Würden die Bilder auf der Leinwand nicht eine andere Sprache sprechen, man würde Elsa für eine pubertierende Teenagerin halten. Die knapp Achtzigjährige telefoniert mit ihrem pinkfarbenen Handy, während sie ihren roten Kleinwagen nach Gehör ein- und ausparkt. Minderjährige, die sie dabei beobachten, droht sie kurzerhand das Durchschneiden der Gurgel an. Und auch mit der Wahrheit, etwa was ihr Alter betrifft, nimmt es die Argentinierin nicht so genau.
In Elsa und Fred von Marcos Carnevale bricht Elsa, von der man einfach nicht glauben will, dass sie unheilbar krank ist, wie ein Unwetter über den hypochondrisch veranlagten Alfredo herein. Der ebenfalls knapp Achtzigjährige ist frisch verwitwet, lebt komplett zurückgezogen und lässt sich vor allem von seiner Tochter Cuca auf der Nase herumtanzen.
Schritt für Schritt reißt Elsa mit ihrem Elan und jeder Menge Flunkereien Fred aus seiner Lethargie, bis dieser sich endlich auf einen gemeinsamen Abend in einem Luxusrestaurant einlässt. Dieser endet beinahe in einer Katastrophe. Auf der Flucht vor der Polizei, die wegen Zechprellerei hinter den beiden herjagt, verursacht Elsa einen Unfall, der für Fred im Krankenhausbett endet.
Gerade dieses Beinaheunglück verändert jedoch Freds Einstellung zum Leben vollständig. Er hat einfach wieder Spaß am Leben, emanzipiert sich von seiner herrischen Tochter und wendet sich endgültig der seiner Ansicht nach eigentlich "verrückten" Altersgenossin zu. Jetzt ist Fred auch bereit, Elsa ihren großen Lebenstraum zu erfüllen. Wie einst Anita Ekberg in La Dolce Vita von Federico Fellini, will Elsa im Trevi- Brunnen in Rom baden. Und Fred soll ihr Marcello Mastroianni sein, auf den sie das ganze Leben lang gewartet hat.
Elsa und Fred ist eine hinreißende Liebeskomödie, die trotz melodramatischer Momente nie im Trivialen versinkt oder langweilig wird. Im Verlauf des Films fühlt man sich immer mehr an eine Beziehung zwischen zwei Zwanzigjährigen erinnert, auch wenn die altersbedingten Probleme, symbolisiert durch Elsas bevorstehenden Tod, immer wieder durchscheinen.
Hinzu kommt, dass Manuel Alexandre als Fred und vor allem China Zorrilla als Elsa dem Film eine persönliche Note verleihen und mit ihrem Drive für Vergnügen pur sorgen. Auch in den Nebenrollen ist die Komödie ideal besetzt, beispielsweise mit Roberto Carnaghi, der Elsas Sohn Gabriel spielt, mit seinem Kontrollwahn jedoch an seiner durchtriebenen Mutter verzweifelt.
Das bereits früh absehbare Ende am Trevi- Brunnen verzeiht man Regisseur Marcos Carnevale gerne, da er gerade nicht einen billigen Abklatsch einer der bekanntesten Szenen der Filmgeschichte liefert, sondern sie komplett neu interpretiert.

Volker Elste

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