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Der DFB stand noch nie im Verdacht besonders links zu sein. Vielmehr hatte er
über seine gesamte Existenz hinweg und bis auf den heutigen Tag eine deutsch-nationale Ausrichtung.
Diese erleichterte 1933 das Arrangement mit den neuen Machthabern.
Die im DFB organisierten Fußballvereine schlossen ihre jüdischen Mitglieder zu Beginn des
Jahres 1933 aus. Die "Nürnberger Rassegesetze" waren noch längst nicht erlassen.
Mitnichten erfüllte der DFB also lediglich die Vorgaben der Nazis, wie er heute gerne behauptet.
Vielmehr setzte er mit seinem vorauseilenden Gehorsam Zeichen. "Juden und Marxisten" seien, so
der DFB am 19.4.1933, "in führenden Stellungen der Vereine und Verbände nicht mehr
tragbar". Gegen Vereine, die als "Judenclubs" galten, wurde massiv vorgegangen, wie z.B.
beim FC Bayern München. Der jüdische Präsident Landauer musste abtreten, wurde in der
Pogromnacht 1938 verhaftet, nach Dachau verschleppt und emigrierte 1939 in Schweiz. Der Meistertrainer der
Bayern, Richard Dombi, musste seinen Dienst beim FC Bayern quittieren. 1933 aus den Sportvereinen
ausgeschlossene jüdische Sportler konnten bis 1936 ihre Aktivitäten noch in jüdischen
Sportvereinen fortsetzen. Nach den Olympischen Spielen in Berlin wurden aber auch diese aufgelöst und
das Vermögen von den Nationalsozialisten konfisziert.
Die Arisierung erfolgte nicht nur in den
Vereinen, sondern auch in der Sportpresse. Das wichtigste deutsche Fußballmagazin, der Kicker, wurde
1920 von dem jüdischen Fußballfanatiker Walther Bensemann gegründet. 1933 wurde der Kicker
arisiert und Bensemann emigrierte in die Schweiz, wo er kurz darauf verstarb. Auf den Webseiten des Kicker
oder auch des FC Bayern findet sich kein Verweis auf ihre jüdische Tradition.
Im Nationalsozialismus diente der Sport der
nationalen Selbstdarstellung und Überhöhung. Sportlicher Erfolg erfüllte die Funktion, die
"arische Leistungsfähigkeit und Überlegenheit" zu demonstrieren und die Identifikation
mit dem NS-System zu erhöhen. In dieser Hinsicht hatte die Fußballnationalmannschaft für die
Nationalsozialisten eine besondere Bedeutung: Fußball war in den 30er Jahren bereits zum Massensport
geworden und Siege der Nationalmannschaft konnten als Siege eines überlegenen Volkes dargestellt
werden. Die massenintegrative Funktion des Sports wurde propagandistisch ausgeschlachtet.
Unmittelbar nach dem Krieg wurde mit Peco Bauwens ein NSDAP-Mitglied der ersten Stunde zum
Präsidenten gekürt. Bauwens führte das "Wunder von Bern" im Jahr 1954 auf den
Beistand des germanischen Kriegsgottes Wotan und die Wahrung des "Führerprinzips" in der
deutschen Nationalmannschaft zurück. Der spätere DFB-Chef Neuberger hielt es für eine gute
Idee, den Nazigeneral Hans-Ulrich Rudel in das WM-Quartier der deutschen Mannschaft 1978 in Argentinien
einzuladen und als Teamunterkunft das Erholungsheim für hohe Offiziere der argentinischen
Militärdiktatur auszuwählen, nahe einer schon damals bekannten Folterstätte. Kritik an der
Person Rudel bezeichnete Neuberger als "Beleidigung aller deutschen Soldaten des Krieges".
Um sich von dem Makel einer fehlenden
Auseinandersetzung mit den Verstrickungen in den Nationalsozialismus zu befreien, ließ der DFB
rechtzeitig zur WM seine Vergangenheit aufarbeiten. In seiner Auftragsarbeit "Fußball unterm
Hakenkreuz" stellt Havemann dem DFB einen Persilschein aus und spinnt die sattsam bekannte Geschichte
vom "Faszinosum Hitler" und von "Gedankenlosigkeit", die das Handeln der DFB-Oberen
geprägt habe. Selbst die Anordnung des damaligen DFB-Präsidenten und SS-Sturmbannführers
Linnemann, "Zigeuner" in Konzentrationslager zu überführen, entschuldigt Havemann. Im
Oktober 1939 habe man ja nicht ahnen können, dass die Überführung in KZs direkt in die
systematische Vernichtung führe. Diese Position reiht sich ein in den Geschichtsrevisionismus à
la Guido Knopp, dem die Deutschen ein aufrechtes Kollektiv von Hitler Verführter sind und nicht die
mörderischen Antisemiten, die sie waren. Mit der "Aufarbeitung" seiner
nationalsozialistischen Vergangenheit tut der DFB das, was alle Deutschen am liebsten tun: einen
Schlussstrich unter das für ihn lästige Kapitel ziehen.
Robert Sprinzl
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