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Seit Mitte August kehren Libanesen in ihre zertrümmerten Häuser
zurück. Dabei scheint es, dass die Hauptnutznießerin der Zerstörung die Hizbollah sein wird.
Einer der Gründe dafür ist ihr
Ruf, die einzige arabische Kraft gewesen zu sein, die den militärischen Angriff der Israelis gestoppt
hat. Ein weiterer aber ist, dass sie den Wiederaufbau kontrolliert mit Hilfe einer Flut von Geld aus
dem ölreichen Iran.
Nehme Y. Tohme, Parlamentsabgeordneter des
antisyrischen Reformblocks und Minister für Rückkehrer, berichtete von Hizbollah-
Funktionären, die ihm nach der Einstellung der Kampfhandlungen gesagt hätten, Iran werde der
Hizbollah "unbegrenzte Geldmittel" für den Wiederaufbau zur Verfügung stellen.
In seiner Ansprache am Abend der
Waffenruhe, in der er den Sieg feierte, bot Hizbollah-Führer Scheich Hassan Nasrallah jedem Libanesen,
der in diesem Krieg sein Heim verloren hat, Geld für "anständige und geeignete
Möbel" und die Wohnungsmiete für ein Jahr an. "Heute ist der Tag, unsere Versprechen
einzulösen. Alle unsere Brüder werden von morgen an in euren Diensten stehen." "Wir
können nicht auf die Regierung und ihre schweren Räumfahrzeuge und Maschinen warten, denn das
kann eine Weile dauern." "Der Wiederaufbau kann den Sieg vervollständigen." Er warnte
auch: "Niemand sollte die Preise anheben, weil die Nachfrage jetzt steigt."
Am Dienstag begann Israel mit dem
Rückzug seiner Reserveeinheiten aus dem südlichen Libanon, der Generalstabschef sprach davon,
alle Soldaten könnten innerhalb von zehn Tagen abgezogen sein. Libanesische Soldaten sollen in wenigen
Tagen einrücken, unterstützt von einer 15000 Mann starken internationalen Truppe. Während
die Israelis ihren Rückzug vorbereiten, strömen Hunderte von Hizbollah-Mitgliedern in die
Dörfer des südlichen Libanon aus und beginnen aufzuräumen, zu organisieren, den Schaden
aufzunehmen. Männer auf Planierraupen schlagen Schneisen in gigantische Schuttberge. Straßen, die
von Trümmern blockiert waren, werden innerhalb von wenigen Tagen frei geräumt. In Bint Jbail
bergen Ambulanzen der Hizbollah große neue Autos mit Blaulicht auf dem Dach die Leichen.
Junge Männer mit Walkie-Talkies und Schreibunterlagen nehmen im demolierten schiitischen Viertel am
Südrand der Stadt das Ausmaß der Zerstörungen auf, Männer gehen von Tür zu
Tür und fragen die Bewohner, was ihnen fehlt.
Der Ruf der Hizbollah als effizientes
Netzwerk gemeindenaher Dienstleistungen bestätigt sich hier an allen Ecken. Er steht im Gegensatz zu
dem der Regierung, in der viele hier nichts anderes sehen als glatte Männer in gut aussehenden
Anzügen. "Die Stärke der Hizbollah", sagt Amal Saad-Ghorayeb, Professorin an der
Libanesisch-Amerikanischen Universität, die viel über diese Organisation geschrieben hat,
entspringt zum großen Teil dem "Vakuum, das der Staat hinterlassen hat". Die Hizbollah ist
nicht ein Staat im Staat, sie ist derzeit eher "ein Staat in einem Nichtstaat".
Die Hizbollah ist zwar eine schiitische
Organisation, aber von ihrer Organisation des Wiederaufbaus fühlen sich auch Sunniten angesprochen.
Nasrallahs Rede wird von einigen als
Wendepunkt in der libanesischen Politik empfunden; er habe seine Gruppe dadurch mit der Regierung auf eine
Stufe gestellt. "Das war ein Staatsstreich", sagt Jad al-Akjaoui vom Reformblock, und Rami G.
Khouri, Kolumnist des Daily Star in Beirut, schreibt, Nasrallah gebe sich "eher den Anstrich eines
nationalen Führers denn den eines Gruppenchefs in dem an politischen Parteien reichen Libanon".
"In Ton und Inhalt glich seine Rede eher der, die ein Präsident oder Premierminister nach einem
schrecklichen Monat von Leid und Zerstörung an die Nation halten sollte. Die Armee wird nicht in den
Süden gehen, der Hizbollah ihre Waffen wegnehmen und die Arbeit tun, die die Israelis nicht getan
haben." "Die Hizbollah stützt sich auf zwei Säulen", sagt Professor Saad-Ghorayeb,
"den Widerstand und die sozialen Dienste. Dieser Krieg hat gezeigt, dass sie in beidem sehr gut
ist."
John Kifner
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