SoZ - Sozialistische Zeitung |
HipHop ist in Deutschland in den letzten Jahren den Sprung ins
öffentliche Bewusstsein eigentlich nur durch die zwischen Dummheit und Sexismus zirkulierenden
Auftritte der Berliner Agro Rapper gebracht. Dabei gibt es jenseits dieser Tiefpunkte auch weiterhin
Künstlerinnen und Künstler die HipHop als sprach- und kulturübergreifendes Medium verstehen,
dass einen kritischen Blick auf den Alltag wirft? Zu diesen ist das Projekt Rogue State Alliance mit
Sicherheit zu zählen. Im Zentrum der Musik stehen die drei südafrikanischen Rapperinnen Eloise
Jones, Bernadette Amansure und Shameema Williams. Zusammen bilden sie die Band Godessa. Aus der Schweiz
sind vor allem mit dabei die Rapper Greis und Pan, beide seit langem feststehende Größen in der
Schweizer HipHop-Szene. Vielleicht ist ja Greis auch einigen SoZ lesenden bekannt die auch einmal über
die Grenze in Schweizer Zeitungen schauen. In der WOZ sind regelmäßig Kolumnen von ihm zu lesen.
Die Rogue State Alliance steht für
Gedanken- und Redefreiheit. Schon das Wortspiel "Rogue State" (Schurkenstaat) und "State of
Mind" (Geisteszustand), zeigen wo dieses Projekt lang führt. In zwei Jahren haben haben sich eine
Menge Künstlerinnen und Künstler aus den beiden so sehr verschiedenen Ländern einen regen
Austausch betrieben, haben miteinander gespielt und sich kennen gelernt. Godessa haben während zwei
längeren Besuchen in der schweizerischen Bundeshauptstadt mit dem Produzent Sad und Schweizere Rappern
wie Rennie oder Black Tiger zusammen gearbeitet. Die Berner Rapper Greis und Pan ihrerseits haben auf ihrer
Reise durchs südliche Afrika die Rapper Jitsvinger, Mr.Dmus, Cross, Sky 189 und eine ganze Heerschar
von weiteren DJs, Produzenten, Rappern und Sängern kennen und schätzen gelernt. Zu diesem Album
haben alle in der ein oder anderen Weise beigetragen und es ist eine Mischung entstanden die zusammen passt
und nie langweilig wird.
"Auf 17 exklusiv für Rogue State
of Mind in der Schweiz und in Südafrika aufgenommenen Songs und zwei Bonustracks treffen sich
unabhängig von imaginären Barrieren in Sprache und Kultur einige der bekanntesten Exponenten der
helvetischen und südafrikanischen HipHop-Kultur." So das Presseinfo vom Vertrieb Nation Music,
dem man nicht viel hinzufügen braucht.
Hier ist im Laufe von eineinhalb Jahren in
Studios von Basel bis in die Cape Flats ein Album entstanden, das die großen Gemeinsamkeiten von
HipHoppern aus dem Zentrum Europas und dem Süden Afrikas aufzeigt. Auf Rogue State of Mind werden auf
durchweg sehr gelungenen Instrumentals große Themata wie die generelle soziale Ungerechtigkeit, das
Selbstbewusstsein von unterdrückten Bevölkerungsgruppen und die Überbrückung von
kulturellen Hürden angesprochen. Persönliches zu Themen wie zum Beispiel "Liebe auf
Distanz" runden den Themenkanon der Produktion ab. Dabei wird der pure Spaß an Flow und Reim
nicht vergessen auf Rogue State of Mind. Kurz, ein rundum gelungenes Album, das mit seinem Anspruch
deutlich macht, wie HipHop intelligent und anspruchsvoll klingen kann.
Dass außerdem der Erlös des mit
minimalem Kostenaufwand produzierten Rogue State of Mind vollständig dem Selbsthilfeprojekt
"Party with a Purpose" in den Cape Flats in Kapstadt zugutekommt, rundet die Sache erfreulich ab.
Die mitwirkenden Künstler hoffen so eine wirkliche Unterstützung zu leisten für ein
lebenswertes Leben in den Quartieren, in denen die drei Rapperinnen von Godessa groß geworden sind.
"Every free mind is a rogue state in
the eyes who want absolut power".
Thomas Schroedter
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