SoZ - Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, September 2006, Seite 22

Mord & Todschlag

Carl Hiaasen: Der Reinfall, München: Goldmann, 2006, 475 S., 14,95 Euro

Chaz Perrone ist ein umfassendes Arschloch: Als Angestellter des Staates Forida soll er die sensiblen Gewässer der Everglades auf illegale Einleitungen kontrollieren und steht gleichzeitig in den Diensten des Großagrariers Hammernut, für den er die Wasserproben fälscht.
Um seine kriminellen Verwicklungen zu vertuschen und an das Geld seiner Frau Joey zu kommen, hat er sie auf einer Kreuzfahrt anlässlich ihres ersten Hochzeittages kurzerhand von Bord geschmissen. Als geübte Schwimmerin kann sie sich einige Zeit über Wasser halten, aber sie kann nicht verstehen, warum ihr Mann diesen Anschlag auf sie ausgeübt hat: lag es an der zu langen Kochzeit für Geflügel, an der ein wenig nach Insektenvernichtungsmittel riechenden Feuchtigkeitscreme oder an ihrer Weigerung, Chaz einen zu blasen, während sie auf einer Highway mit Höchstgeschwindigkeit fuhren?
Am Ende ihrer Kräfte wird sie von dem Ex-Polizisten Joey Stranahan aus dem Meer gefischt und mit ihm beginnt sie einen Rachefeldzug gegen ihren Mann.
Carl Hiaasens Roman Der Reinfall ist eine wunderbare Groteske über die Verkommenheit eines Aufsteigers, der von seiner Frau Schritt für Schritt demontiert wird. Retten kann ihn auch nicht der Schläger und Aufseher Tool, den Hammernut abgestellt hat, um den zunehmend irritierten Chaz unter Kontrolle zu halten. So richtig kann der sich nicht mehr auf seine Aufgabe konzentrieren, nachdem er, auf der Suche nach Morphiumpflastern, auf die alte Dame Maureen trifft, die bei ihm merkwürdige, bislang unbekannte Gefühlsregungen auslöst.
Ein amüsanter Krimi und wiederum eine von Hiassens Mahnungen, dass Umweltkatastrophen vor allem mit Profitgier und Ignoranz zu tun haben.

Udo Bonn

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