SoZ - Sozialistische Zeitung |
"Die SoZ", das jedenfalls lässt sich ihrer ersten, am 6.11.1986 erschienenen Ausgabe entnehmen, "ist
eine parteiliche Zeitung: sie ergreift und hier durchaus einseitig und wider mancherlei Zeitgeist Partei für die Arbeiterbewegung, die
Friedensbewegung, die Frauenbewegung, für die antifaschistischen und demokratischen Kräfte, die Bewegung gegen atomare Anlagen usw. usf. Der
nationalen Borniertheit stellt die SoZ die internationale Solidarität entgegen."
In den zwanzig seitdem vergangenen Jahren hat sich die Welt massiv verändert. Viele
dieser Veränderungen wurden in dieser Zeitung beschrieben, analysiert und zumeist kritisiert. Und doch ist diese neue Welt der alten Welt nicht nur
vergleichbar, es ist die alte Welt geblieben eine Welt von Herrschaft und Ausbeutung, von Ungleichheit und Unterdrückung, von materiellem
Elend und ökologischen Katastrophen, von Spaltung und Krieg, von Entwürdigung und Erniedrigung usw.usf. Geblieben ist deswegen auch die
Parteilichkeit der SoZ, die nun nicht mehr alle vierzehn Tage erscheint, sondern "nur" noch jeden Monat. Ihr aktuelles Selbstverständnis
trägt sie heute in (fast) jeder Ausgabe mit sich es findet sich neuerdings auf der Seite 23. Man erkennt dort und in den unzähligen Artikeln
einen Geist, der nicht weit entfernt ist von jenem Geist des Anfangs im Jahre 1986. Und doch hat sich auch bei der SoZ so manches tiefgreifend verändert.
Für die Leserschaft wie für die SoZ-Macherinnen und -Macher gilt: So mancher
ist geblieben; Viele sind mit der Zeit gegangen; manche kamen und gingen; manche kamen später aber auch wieder. Im Großen und Ganzen jedoch,
das muss selbstkritisch eingeräumt werden, werden nicht nur die Redakteurinnen und Redakteure gemeinsam älter, sondern auch die Leserschaft
(vgl. SoZ 4/06, S.2).
Schon 1996, in ihrer Jubiläumsausgabe zum 10-Jährigen, zog die SoZ deswegen
Bilanz und sprach freimütig von den gescheiterten Hoffnungen des Aufbruchs der 80er Jahre sowie der anhaltenden Glaubwürdigkeitskrise
sozialistischer Perspektiven. Immerhin, schrieben wir damals, könne man "mit verhaltenem Stolz" darauf hinweisen, dass es uns noch gibt.
Das können wir zwar auch weitere zehn Jahre später noch behaupten, doch ausruhen lässt sich bekanntlich auf einer solchen Bilanz kaum.
Heute hat die SoZ gerade mal die Hälfte der Leserschaft, über die sie Ende der
80er Jahre verfügte rechnet man das Internet hinzu, sieht es diesbezüglich etwas besser aus. Sie wird auch nur noch von der Hälfte der
Redakteure gemacht. Seitdem der SoZ Ende der 90er auch die sie bis dahin tragende politische Organisation (die VSP, die ehemalige Vereinigte Sozialistische
Partei) abhanden gekommen ist, versucht sie sich mit einem eigenständigen Weg. Doch der erweist sich immer wieder als ausgesprochen prekär.
Unsere vor nun fünf Jahren erfolgte Umstellung auf eine Monatszeitung hat uns zwar neue Luft und auch ein partiell neues Publikum verschafft, doch
scheint dieser Kredit abermals verbraucht zu sein. Seit einiger Zeit müssen wir auch wieder mehr Abbestellungen als Neubestellungen verzeichnen. Und
abermals stehen neue Veränderungen vor unserer Tür und werden bereits, hinter den Kulissen, eifrig diskutiert.
Für einen ausgedehnten oder auch nur repräsentativen Rückblick auf die
vergangenen 20 Jahren haben wir deswegen nicht die nötige Ruhe und Muße finden können. Und was wir hier vorlegen, ist wahrscheinlich
manchem zu wenig, zu bescheiden. Wir legen keine neue Bilanz vor, keinen Rückblick auf Themen und Autoren. Wir waren schon immer schlecht im
Feiern unserer selbst im Guten wie im Schlechten.
Unsere ursprüngliche Idee einer kleinen Geschichte der SoZ ließ sich
arbeitsökonomisch nicht realisieren, zu umfangreich ist das Archivmaterial vielleicht findet sich ja bald eine junge Studentin, ein junger Student
auf der Suche nach einem interessanten Thema der Zeitgeschichte oder Politikwissenschaft. Wir haben auch auf die reizvolle Idee verzichtet, alte Weggenossen
nach ihrer Vergangenheit und ihrer Gegenwart auszufragen, oder darauf, unsere (mal mehr, mal weniger prominente) Leserschaft um
Glückwunschbotschaften zu bitten. Wir haben stattdessen einfach mal gestöbert in den Ausgaben der ersten Jahre und nach Texten geschaut, die
auch heute noch von mehr als nur antiquarischem Interesse sind.
Und siehe da: Wer die beiden Texte zum "Streit der Kulturen und Religionen"
(der damals noch nicht so hieß) oder die vor 18 Jahren veröffentlichte Kritik der Transrapidtechnologie oder das Stück konkreter Utopie am
Beispiel der Gesundheitsdiskussion heute wieder liest, kann ermessen, dass ein gelegentlicher Blick in alte Zeitungen alles andere als Veraltetes zu Tage
fördert. Eingeleitet werden diese Beiträge mit zwei kurzen Interventionen jenes Jakob Moneta, der nur wenige Tage nach der SoZ seinen immerhin
92.Geburtstag feiern kann (vgl. Seite 2). Sie behandeln jenen Epochenbruch, dessen Folgen noch längst nicht aufgearbeitet sind auf jener Linken, auf die
es heute eigentlich ankommen müsste.
Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch.
Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
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