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Es ist eher ungewöhnlich, dass in Griechenland Kommunalwahlen
während eines sechswöchigen Streiks stattfinden. Weil das diesmal aber so war, erwarteten viele
Menschen eine Umkehr des politischen Trends und einen Einbruch für die Regierungspartei. Leider fand
dies nicht statt. Der Stimmenanteil von Nea Demokratia sank um 23% im Vergleich zu den letzten
Parlamentswahlen, aber ND konnte von einer Änderung des Wahlgesetzes profitieren und gewann die
Mehrzahl der Bürgermeisterämter.
Die sozialdemokratische PASOK konnte das
Stimmenverhältnis nicht zu ihren Gunsten beeinflussen. Die PASOK verfolgt im Grundsatz einen nicht
weniger liberalen Wirtschaftskurs als die konservative ND auch; 20 Jahre lang hat sie damit das Land
geführt und das ist noch in guter Erinnerung.
Leider konnte auch die Linke die Hegemonie
der beiden großen Parteien nicht ankratzen. Die Gelegenheit dazu war sehr gut. Monatelange Streiks und
Demonstrationen hatten ein Klima der massenhaften Empörung gegen die beiden großen Parteien
geschaffen. Das schlug sich aber nicht in Stimmen für die Linke nieder, sondern in einem hohen Zuwachs
an Nichtwählern sie erreichten 40%. Damit die Linke den Unmut der breiten Bevölkerung
hätte zum Ausdruck bringen können, hätte sie eine landesweite dritte Kraft aufbauen
müssen, eine Alternative zu den beiden großen Parteien, die sich an die Massen wendet und
gemeinsam antritt, sich auf die Bewegungen stützt und ein klares Programm gegen Neoliberalismus und
die Regierungslinke hat.
Die Linke hat es nicht vermocht, einen
solchen Pol zu schaffen, und hat sich unter verschiedenen Siegeln an den Wahlen beteiligt. So wurde nicht
eine Botschaft der Linken ausgesandt, sondern viele. Die Kommunistische Partei (KKE) wollte sich als dritte
Kraft darstellen. Dies ist ihr aber nicht gelungen. Ihre Politik ist extrem sektiererisch und
gegenüber Bewegungen defätistisch. In der Folge wurde ihr Wahlaufschwung gestoppt und sie konnte
die Rathäusern der großen Städte nicht erobern.
Synaspismos auf der anderen Seite ist in
den Bewegungen präsent, hat radikale und auf die Einheit der Linken gerichtete Positionen, aber sie
hat auch eine starke rechte Minderheit, die sie in Richtung Regierungslinke drängt so wie
Rifondazione. Somit beteiligte sich Synaspismos an den Kommunalwahlen mit sehr unterschiedlichen Aussagen.
In einigen Regionen schloss sie Bündnisse mit der PASOK, in anderen trat sie allein an, und in wieder
anderen trat sie gemeinsam mit Organisationen der radikalen Linken an. In der Stadt Athen bildete sie ein
Wahlbündnis mit der eurokommunistischen AKOA und der Organisation Kokkino trotzkistischen Ursprungs,
das sich "Offene Stadt" (Anoixti Poli) nannte; es trat sehr radikal auf, ihr Spitzenkandidat war
der 30 Jahre alte Alexis Tsipras. Obwohl er unbekannt und die Massenmedien sowie der rechte Flügel von
Synaspismos gegen ihn waren, konnte er 10,5% gewinnen, den vorherigen Stimmenanteil von 5,9% verdoppeln und
zum ersten Mal die KKE überflügeln, die 8,5% erhielt.
Im Landkreis Athen setzte Synaspismos
jedoch Panousis als Spitzenkandidaten durch, der von der PASOK kommt und vor den Wahlen für ein
Wahlbündnis mit der PASOK argumentiert hatte. Panousis erhielt 5,5% (bei den vorherigen Wahlen errang
Synaspismos mit dem Kandidaten Manolis Glezos 12%).
Tsipras war keine Ausnahme. In vielen
Gemeinden konnte die Linke ähnliche Wahlbündnisse wie Anoixti Poli durchsetzen, mit sehr guten
Ergebnissen, auf denen aufgebaut werden muss. In einem Vorort von Athen konnte ein solches Wahlbündnis
6,5% der Stimmen erreichen.
Vaggelis Karageorgos
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