SoZ - Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Dezember 2006, Seite 21

Thomas Mapfumo: Rise Up, Realworld

Arnold Tsunga, Rechtsanwalt in Zimbabwe, erhielt zusammen mit dem iranischen Journalisten Akbar Ganji an 8.November den Martin-Ennals-Preis-2006. (Der nach dem ersten Generalsekretär von Amnesty International benannte Martin-Ennals-Preis wird seit 1993 gemeinsam von elf Menschenrechtsorganisationen verliehen, darunter Amnesty International, Human Rights Watch und die deutsche Diakonie.) Tsunga ist Mitarbeiter des Radios "Stimme des Volkes", ein Radiosender, der immer wieder durch staatliche Institutionen bedroht wird. Die Musik von Thomas Mapfumo und Oliver Mtukudzi gehört zu der Musik, die in Zimbabwe über diesen Sender Verbreitung finden.Vor über dreißig Jahren begannen Thomas Mapfumo und Oliver Mtukudzi Musik zu machen. Zimbabwe war Kolonie und hieß Rhodesien. Während des 14 Jahre dauernden Krieges gegen das Regime von Ian Smith wurde Radiomusik zum zentralen Bestandteil für die Kriegsstrategie des Widerstands. Die auf Shona gesungenen Texte waren und sind der Grund für die gegen Mapfumo gerichtete Repression. Anfang der 70er Jahre sang der zimbabwische "Löwe" gegen das rassistische Regime. Sympathisierte er nach dem Sieg mit der neuen Regierung, so attackiert er schon seit Jahren die Korruption und die ruinöse wie repressive Politik des Regimes von Robert Mugabe. Anders als Arnold Tsunga und Oliver Mtukudzi konnte er den Druck des Regimes nicht aushalten und emigrierte nach dem Verbot seiner vorletzten CD in die USA.
Dort hat er den musikalischen und politischen Weg mit seiner 1978 gegründeten Band Blacks Unlimited wieder aufgenommen. Mit der Mbira, einem Daumenklavier, machte er die traditionellen Rhythmen Zimbabwes zum Symbol des Kampfes gegen den Rassisten Smith. Mit elektrisch verstärkten Gitarren und Bass verband er die traditionellen Rhythmen mit der Popmusik des Nordens. Seit den 80er Jahren gehören auch wieder Daumenklaviere zu den Instrumenten der Band. "Chimurenga Music" nennt Mapfumo seine Musik seit den 70er Jahren. Chimurenga bedeutet "Kampf" auf Shona und steht für die antikolonialen Befreiungskämpfe. Der "Erste Chimurenga" war die Rebellion von 1896 gegen die Kolonialherrschaft, der "Zweite Chimurenga" meint den antirassistischen Kampf der Jahre 1972—1980 gegen das System der weißen Minderheit von Rhodesien.
Heute ist "Chimurenga Music" eine Mischung aus Reggae, Rumba, Afro-Jazz und traditioneller Mbira, ein Stil, der sich nach dem Instrument nennt. Rise up ist eine Verbindung aus sozialem und kulturellem Protest mit der Spirtualität der Shona-Musik. Die Mbiras sind eingeflochten in einen groovigen Fluss der Melodien, die so etwas wie den Gegenpool zum "Schunkelreggae" darstellen.
Viele Stücke könnten als tanzbarer Trost gelten, andere als relaxte Aufforderung zum Protest. Letzteres finden wir zum Beispiel im ersten Lied der CD, "Kuvarira Mukati", was etwa "In Stille leiden" bedeutet. "Wenn ihr ruhig seid, wird sich die Situation nicht ändern, es wird noch schlechter werden, ihr werdet die Verlierer sein", heißt es in dem Lied. Selten kommt eine solche Aufforderung in einem so relaxten Gewand daher. Die warme Stimmme Thomas Mapfumos, der Reggae-Rhythmus und ein Gitarren-Orgel-Refrain haben eine unaufdringliche und dennoch eingehende Wirkung und rufen Tanzbewegungen hervor, die eher an Wellenbewegungen erinnern als an wütend explodierenden Protest.
In "Hende Baba" (Lass uns gehen, Papa), geht es um Zukunftsplanung. Kern des Textes ist die Aufforderung, sich zusammenzusetzen und gemeinsam die Zukunft zu planen. Musikalisch besticht dieses Lied durch den Einsatz der Mbiras, die mit Bass und Schlagzeug einen rhythmischen Klangteppich ausbreiten, auf denen sich Solo und Chorgesang entwickeln können.
Die Produktion der elf Lieder, die Thomas Mapfumo und Black Unlimited mit Rise Up hier auf dem Realworld Label vorstellen, ist eine Aufforderung, sich nicht alles gefallen zu lassen. Sie kommt in einer Mischung aus traditioneller Musik Zimbabwes und aktueller globaler Popmusik daher. Die Texte beziehen sich auf die aktuelle Situation in dem südafrikanischen Staat, aber haben darüber hinaus eine Message, die in allen Teilen des Planeten verstanden und aufgenommen werden können.

Thomas Schroedter

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