SoZ - Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Dezember 2006, Seite 22

Mord & Todschlag

P.J.Tracy: Spiel unter Freunden, Reinbek: Rowohlt, 2006, 393 S., 8,90 Euro.

P.J.Tracy ist nicht P.J.Tracy. Es handelt sich um ein Pseudonym für Mutter und Tochter, die mit Spiel unter Freunden ein furioses Krimidebut hingelegt haben. Fünf ziemlich freakige Computerfans haben ihre Pfade der Entwicklung von Unterrichtssoftware ein wenig verlassen und programmieren neuerdings ein kompliziertes Such-den-Mörderspiel. Sie sind kurz vor dem Abschluss ihrer Arbeit, die Resonanz der Versuchsspieler ist äußerst positiv und viel Geld lockt. Da erfahren sie, dass Menschen wie in der Spielvorlage umgebracht werden, Stufe um Stufe wird das Mörderspiel zur brutalen Realität. Die Polizisten von Minneapolis verdächtigen die Computerfreunde — zu merkwürdig sind die Typen, über deren Vergangenheit in den zugänglichen Datenbanken nichts herauszubekommen ist und zuviel Wissen muss der Mörder haben, um ein Außenstehender zu sein. Mehr durch Zufall stoßen Kollegen aus einen kleinen kalten Nest in Wisconsin auf Parallelen zu einem Mord an einem bigotten älteren Ehepaar, das in der Gemeindekirche hingerichtet worden ist. Auch die Spuren ihres Vorlebens sind verwischt worden, die Anzahl der Waffen in ihrem hochgesicherten Haus deuten darauf hin, dass es sich kaum um ein normales Rentnerpaar gehandelt haben kann, dass sich ein wenig vor den als Schwule denunzierten Gemeindemitglieder fürchtete. Geübte Krimileser kriegen recht zügig eine Ahnung davon, wen die Autorinnen sich als Mörder ausgesucht haben, aber die Tätersuche macht diesmal nicht den Hauptreiz des Romans aus. Die ausgeklügelte und differenzierte Schilderung der handelnden Personen, besonders des unspektakulären Polizisten Halloran und seiner heraufziehenden Zuneigung zur immer für Überraschungen sorgenden Kollegin Mueller bringen Lesevergnügen ins Haus.

Udo Bonn

Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch. Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
Spendet steuerlich abzugsfähig!
VsP, Postbank Köln, BLZ 370100 50,
Kontonummer 603 95 04


zum Anfang