SoZ - Sozialistische Zeitung

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Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Januar 2007, Seite 21

Garry Disher, Schnappschuss, Unionsverlag 2006, 381 S., 19,90 Euro

Deon Meyer, Tod im Morgengrauen, Aufbau Taschenbuch 2006, 570 S., 9,95 Euro

Garry Dishers Romane um den australischen Einbrecher Wyatt sind an dieser Stelle schon mehrfach lobend vorgestellt worden. Die Vielfältigkeit Dishers erweist sich, wenn man seine Geschichten um das Polizeirevier in Waterloo liest. Anders als bei den knallharten Gangsterstories wird hier ein fast zärtliches Panoptikum sich auflösenden kleinstädtischen Lebens dargestellt, an dem die handelnden Personen scheitern.
Polizistenehen gehen in seinem neuesten Roman Schnappschuss an der Eifersucht des Ehemanns zugrunde, der es nicht verwinden kann, dass seine Frau mit dem Chef der Kripo Morde aufklärt, während er Verkehrsunfälle aufnehmen muss. Der Detektiv Hal Challis ist von seiner Kollegin angezogen, trauert aber immer noch um seine Frau, die sich im Gefängnis das Leben nahm, nachdem sie vergeblich versucht hatte, ihn umzubringen.
Nichts ist in Ordnung in diesem australischen Nest, wo Polizistinnen sich um den Bestand der einheimischen Flora kümmern, das Sammellager für Flüchtlinge vor der Auflösung steht und Golfkriegssoldaten sich als Killer verdingen. Wer noch Illusionen in das australische Easy-Living hat, Garry Disher sorgt für einige brillant geschriebene Korrekturen.
In den 80er Jahren veröffentlichte James McClure einige herausragende Krimis über Leben und Sterben in der südafrikanischen Apartheidgesellschaft, die vom Rowohlt-Verlag dankenswerterweise veröffentlicht wurden. Nach dem Ende des Apartheidregimes tritt nun mit Deon Meyer ein würdiger Nachfolger an die Öffentlichkeit, der das Leben der burischen Gesellschaft nach ihrem politischen Machtverlust beschreibt.
Sein Protagonist ist van Heerden, ein ehemaliger Polizist, der nach dem Tod seines Partners aus dem Dienst ausgestiegen ist, vor lauter Depressionen und Selbstanklage eigentlich zu garnichts mehr in der Lage ist, aber wegen Geldnöten widerwillig Privatdetektiv spielt. Innerhalb von einer Woche soll er den zurückliegenden Tod eines Antiquitätenhändlers aufklären, den nur dann besteht eine Chance, dass die Lebenspartnerin des Ermordeten eine Chance auf ein beträchtliches Erbe hat. Immer knapper wird die Zeit, ohne ständiges Drängen der Rechtsanwältin hätte van Heerden die Brocken schon längst hingeschmissen, bis ein zufälliger Hinweis die Ereignisse ins Rollen bringen und Gestalten aus der alten südafrikanischen Geschichte auftauchen, die auch noch heute zu allem fähig sind.

Udo Bonn

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