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Nautilus hat mt Fernando Molicas Krieg in Mirandoa einen Krimi aus Rio vorgelegt, dessen
Geschichte allerdings nicht zündet, zu schematisch, grobschlächtig und vorhersehbar ist sie geschrieben.
Erzählt wird der Versuch von enttäuschten Mitgliedern der fiktiven brasilianischen POS (dass damit die PT
gemeint ist, ist überdeutlich), eine Stadtguerilla in einer Favela in Rio aufzubauen und sich dabei der
Zusammenarbeit mit den örtlichen Drogenbossen zu bedienen. Die Verlockung, die eigene Macht und den eigenen Markt
auf angrenzende Favelas ausdehnen zu können, lässt sie das ungewöhnliche Bündnis eingehen. Nicht die
Bewohner oder die linken NGO-Aktivisten sorgen so für weniger Gewalt, für Geld für Schulen und
Straßen, sondern die bewaffneten Milizen der Koksdealer. Die Mitglieder der Conexão Revolucionária sonnen sich
in dem kurzfristigen Erfolg der kolumbianischen Methode, merken allerdings, dass sie sich auf Kräfte eingelassen
haben, die sie nicht kontrollieren können und kriegen die gesamte Gewalt der Waffen mit, als bei einem Überfall
konkurrierender Banden alles vernichtet wird, ihr Leben, ihre Hoffnungen und alles, was es an Verbesserungen des
Alltagslebens gegeben hat.
Was der Geschichte an Eigenheiten und Spannungen fehlt,
wird zum Teil wett gemacht durch genaue Beobachtungen der Entwicklung der Favela hier merkt man die
Professionalität des Journalisten Molica: Von "dem Slum der Zukunft", der bunt mit Blumentöpfen an
den Fenstern und sich unterhaltenden Menschen auf den Straßen zu befestigten Wohneinheiten wird, und zwar nicht
deswegen, weil es einen größeren Reichtum zu verteidigen gilt. Bestand vor Jahren noch Hoffnung im Aufstieg als
Fabrikarbeiter oder als Schneiderin, bestimmt heute die Ökonomie der Drogen die überlebensnotwendigen
Kriterien, nach der sich Häuserbau und Nachbarschaft zu orientieren haben.
Empfohlen wird eine parallele Anschaffung von Mike
Davis Buch Planet der Slums.
Udo Bonn
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