SoZ - Sozialistische Zeitung |
Ein europäisches Netzwerk von sozialen Bewegungen, REDS, sagt nicht nur
NEIN zur EU-Verfassung. Es hat auch eine Alternative für ein anderes Europa entworfen. Nachstehend
daraus das erste Kapitel "Europa in der Welt". Der vollständige Text wird bis zum 1.Mai auf
den Webseiten des Europäischen Sozialforums zu finden sein.
Unser Europa gründet sich auf den Frieden, den Universalismus und Kosmopolitismus. Es lehnt jede
Strategie der wirtschaftlichen und militärischen Beherrschung ab, jede Form von Rassismus. Die
europäische Identität ist eine offene und zugleich fest verankert in seinen verschiedenen
Kulturen.
Die neuen Wurzeln Europas gründen in
Mischkulturen, an denen die Migrantinnen und Migranten unter uns einen erheblichen Anteil haben: die
Gewalt, die gegen Migranten im Namen institutioneller Grenzen ausgeübt wird, ist nicht hinnehmbar.
Das historische Vermächtnis des
kolonialen Europa mit seiner Plünderung der Ressourcen des Südens, den Kriegen, die Millionen
Opfer gekostet haben, fordern, dass das Europa, das wir wollen, Verantwortung trägt für
wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im größten Teil der Welt, insbesondere im
Süden.
Das Prinzip der Solidarität muss die
Beziehungen zwischen den Ländern Europas und den Ländern des Südens leiten. Es darf nicht
die Form ermessensgeleiteter Fürsorge für die Schwächsten annehmen, die sich an neoliberalen
Grundsätzen orientiert, wie dies beim "Kampf gegen die Armut" der Weltbank der Fall ist. Es
muss eine bewusste Umsetzung eines gemeinsamen Interesses an der Durchsetzung globaler sozialer und
wirtschaftlicher Rechte sein. Das andere Europa unterstützt das Recht der Völker, über sich
selbst zu bestimmen und ihren eigenen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungsweg
festzulegen. Es muss sicherstellen, dass jedes Volk souverän über die eigenen natürlichen
und Umweltressourcen entscheidet.
Das Recht auf Entwicklung ist ein
unveräußerliches Recht, wie die soziale Gerechtigkeit; das Recht auf gleiche Entwicklungschancen
ist ein Vorrecht der Nationen und Völker.
Das Europa, das wir wollen, fördert
eine neue Weltwirtschaftsordnung; in diesem Rahmen entwickelt es internationale Beziehungen, die der
Ungleichheit der Bedingungen Rechnung tragen, und bringt die notwendige Gleichheit der Rechte zur Geltung.
Die Streichung der Schulden der armen
Länder ist eine notwendige Sofortmaßnahme, sie schließt die Unterstützung für jede
Zivilgesellschaft ein, die gegen unterdrückerische Regime für Gerechtigkeit und fundamentale
Rechte kämpfen.
Europa unterstützt die internationale
Besteuerung von Kapitalbewegungen und wendet sich gegen den freien Kapitalverkehr. Es fördert die
Herstellung regionaler Wirtschaftsbeziehungen...
Auch das internationale Recht mit all
seinen Instrumenten (Abkommen, Konventionen, UN-Resolutionen, Gerichtshof, Internationaler
Strafgerichtshof...) müssen unter diesem Gesichtspunkt betrachtet werden.
Unser Europa lehnt das Gesetz des
"freien Marktes" ab, ebenso das Handelsrecht, das daraus folgt. Es gibt nur ein internationales
Recht, es gilt für alle Staaten gleichermaßen, ebenso für die internationalen Wirtschafts-
und Finanzinstitutionen und die politischen Institutionen. Das andere Europa setzt sich zum Ziel, alle
internationalen Wirtschaftsinstitutionen einer demokratisierten und radikal reformierten UNO zu
unterstellen.
Ein anderes Europa greift präventiv
und vermittelnd in Konflikte ein. Die Prävention bewaffneter Konflikte und von Kriegen geschieht auch
durch die wirtschaftliche und politische Unterstützung der Bevölkerungen, die gegen
Unterdrückung und autoritäre Regime kämpfen.
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