SoZ - Sozialistische Zeitung |
Die englischen Moorlandschaften sind seit Arthur Conan Doyle
Standardgegenden, aus denen dem Krimipublikum Unheimliches und scheinbar Unerklärliches
entgegenwabbert wie kalter Nebel und in die Knochen ziehende Nässe. In dem Debütroman Tod im Moor
gelingt es Jim Kelly dem alten Szenario neue Reize abzugewinnen.
Das Leben seine Hauptfigur, dem aus London
in die Gegend von Cambridgeshire zurückgekehrten Journalisten Philip Dryden, ist vom Fenn gezeichnet.
Als Kind beinahe in einem der Gräben ertrunken, muss er um das Leben seiner Frau bangen, die nach
einem Autounfall im Moor seit Jahren im Koma liegt. Und dann wird er dorthin geschickt, weil wieder ein
Auto von der Straße abgekommen ist und in den Lark gestürzt ist. Gefunden wird nicht der Fahrer,
sondern ein tiefgefrorener Toter im Kofferraum. Kurze Zeit später taucht wieder eine Leiche auf
auf dem Dach der Kathedrale, Eintritt des Todes vor 30 Jahren.
Vor 30 Jahren das war
Fußballweltmeisterschaft, das Endspiel in Wembley und der Überfall auf eine Tankstelle. Von einem
der mutmaßlichen Täter könnten die Knochenfunde stammen. Dryden und der Taxifahrer H.H.Holt,
der quasi zum Privatchauffeur avanciert ist, fangen auf eigene Faust an zu ermitteln, nicht zuletzt, weil
der zuständige Detective Sergeant Stubbs Ärger in eigener Sache hat und sich prächtig unter
Druck setzen lässt.
Kelly gelingt es wunderbar, jeden
Countryside-Kitsch zu umgehen, obwohl das gesamte dazugehörige Personal auftritt. Er macht die
Änderungen der britischen Gesellschaft seit den 60er Jahren mit kleinen nuancierten Beschreibungen
deutlich und haut dabei das lokale Ensemble von New Labour auf das Vergnüglichste in die Pfanne.
Udo Bonn
Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch.
Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
Spendet steuerlich abzugsfähig!
VsP, Postbank Köln, BLZ 370100 50,
Kontonummer 603 95 04