SoZ - Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, März 2007, Seite 19

Mord und Todschlag

Jim Kelly: Tod im Moor, München: Blanvalet, 2003, 382 S., 8,90 Euro

Die englischen Moorlandschaften sind seit Arthur Conan Doyle Standardgegenden, aus denen dem Krimipublikum Unheimliches und scheinbar Unerklärliches entgegenwabbert wie kalter Nebel und in die Knochen ziehende Nässe. In dem Debütroman Tod im Moor gelingt es Jim Kelly dem alten Szenario neue Reize abzugewinnen.
Das Leben seine Hauptfigur, dem aus London in die Gegend von Cambridgeshire zurückgekehrten Journalisten Philip Dryden, ist vom Fenn gezeichnet. Als Kind beinahe in einem der Gräben ertrunken, muss er um das Leben seiner Frau bangen, die nach einem Autounfall im Moor seit Jahren im Koma liegt. Und dann wird er dorthin geschickt, weil wieder ein Auto von der Straße abgekommen ist und in den Lark gestürzt ist. Gefunden wird nicht der Fahrer, sondern ein tiefgefrorener Toter im Kofferraum. Kurze Zeit später taucht wieder eine Leiche auf — auf dem Dach der Kathedrale, Eintritt des Todes vor 30 Jahren.
Vor 30 Jahren — das war Fußballweltmeisterschaft, das Endspiel in Wembley und der Überfall auf eine Tankstelle. Von einem der mutmaßlichen Täter könnten die Knochenfunde stammen. Dryden und der Taxifahrer H.H.Holt, der quasi zum Privatchauffeur avanciert ist, fangen auf eigene Faust an zu ermitteln, nicht zuletzt, weil der zuständige Detective Sergeant Stubbs Ärger in eigener Sache hat und sich prächtig unter Druck setzen lässt.
Kelly gelingt es wunderbar, jeden Countryside-Kitsch zu umgehen, obwohl das gesamte dazugehörige Personal auftritt. Er macht die Änderungen der britischen Gesellschaft seit den 60er Jahren mit kleinen nuancierten Beschreibungen deutlich und haut dabei das lokale Ensemble von New Labour auf das Vergnüglichste in die Pfanne.

Udo Bonn

Informationen und Meinungen sollten keine Waren sein. Und Geld ist ein Fetisch. Dennoch und ganz praktisch: Die Online-SoZ sieht nur umsonst aus. Wir brauchen Eure Euros.
Spendet steuerlich abzugsfähig!
VsP, Postbank Köln, BLZ 370100 50,
Kontonummer 603 95 04


zum Anfang