Spanien 2005, Regie: Fernando Léon de Aranoa. Mit Candela Peņa, Micaela Nevárez, Mariana Cordero u.v.a. • Princesas
Spanien 2005, Regie: Fernando Léon de Aranoa. Mit Candela Peņa, Micaela Nevárez, Mariana Cordero u.v.a.
SoZ - Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, April 2007, Seite 21

Princesas

Spanien 2005, Regie: Fernando Léon de Aranoa. Mit Candela Peņa, Micaela Nevárez, Mariana Cordero u.v.a.

Fernando Léon de Aranoas neuester Film Princesas, eine spannende und detaillierte Milieuschilderung, erzählt die Geschichte einer Freundschaft der in Madrid lebenden und arbeitenden Prostituierten Cayetana und Zulema. Cayetana entstammt einer bürgerlichen spanischen Familie, während Zulema vor den bedrückenden Lebensumständen in ihrer Heimat, der Dominikanischen Republik, nach Europa geflohen ist. Beide finden Halt in ihren Träumen und Zielen. Zulema versucht vergeblich, an Papiere zu kommen und sich eine Existenz in Spanien aufzubauen, damit sie und ihr Sohn endlich eine Zukunft haben. Cayetana möchte einerseits als Prostituierte erfolgreich sein und spart für eine Schönheitsoperation, andererseits sehnt sie sich nach der großen Liebe.
Der Regisseur entlarvt Prostitution als Extremform kapitalistischer Lohnarbeit, die wie diese unfreiwillig und freiwillig zugleich ist. Sie dient ebenso der Sicherung des Lebensunterhalts wie der Identitätsstiftung, reduziert den Menschen mit seinen vielfältigen Eigenschaften und Bedürfnissen jedoch noch stärker als andere Lohnarbeit auf seine Funktion als Arbeitskraft. Wie andere Anbieter von "Dienstleistungen" buhlen die Madrider Prostituierten um ihre "Kundschaft". Der Zuzug ausländischer Prostituierter wird von den einheimischen Prostituierten als zusätzliche Konkurrenz empfunden, die durch schlechte Preise den Markt verdirbt, sodass migrantische Prostituierte sich mit dem Rassismus spanischer Prostituierter konfrontiert sehen.
Wie die menschenunwürdige Lebenssituation ausländischer Prostituierter teilweise von den "Käufern der Dienstleistung" ausgenutzt wird, wird deutlich, als Zulema sich immer wieder kostenlos mit einem Freier, der sie halb totprügelt, einlässt, nur weil ihr dieser die ersehnten Papiere versprochen hat. Princesas zeigt Sexismus als ökonomisches Verhältnis, in dem die Männer stets die sind, die die Arbeitskraft der Frau kaufen und Macht über diese ausüben, die Frauen jedoch darauf angewiesen sind, sich zu verkaufen, selbst um den Preis der eigenen körperlichen und psychischen Unversehrtheit.
Die gesellschaftliche Ächtung der Prostitution bringt darüber hinaus eine Doppelmoral hervor: während die Frauen stigmatisiert werden, nehmen heimlich selbst Minister ihre Dienste in Anspruch. Zum Schluss geht Zulema, die sich vermutlich mit Aids infiziert hat, zurück in die Dominikanische Republik, um endlich wieder bei ihrem Sohn zu sein. Cayetana zeigt sich solidarisch, schenkt ihr zum Abschied das Geld, das sie über einen langen Zeitraum für ihre Schönheitsoperation zusammengespart hatte, und quittiert ihre Arbeit als Prostituierte.

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