SoZ - Sozialistische Zeitung |
Fernando Léon de Aranoas neuester Film Princesas, eine spannende und detaillierte
Milieuschilderung, erzählt die Geschichte einer Freundschaft der in Madrid lebenden und arbeitenden Prostituierten
Cayetana und Zulema. Cayetana entstammt einer bürgerlichen spanischen Familie, während Zulema vor den
bedrückenden Lebensumständen in ihrer Heimat, der Dominikanischen Republik, nach Europa geflohen ist. Beide
finden Halt in ihren Träumen und Zielen. Zulema versucht vergeblich, an Papiere zu kommen und sich eine Existenz in
Spanien aufzubauen, damit sie und ihr Sohn endlich eine Zukunft haben. Cayetana möchte einerseits als Prostituierte
erfolgreich sein und spart für eine Schönheitsoperation, andererseits sehnt sie sich nach der großen
Liebe.
Der Regisseur entlarvt Prostitution als Extremform
kapitalistischer Lohnarbeit, die wie diese unfreiwillig und freiwillig zugleich ist. Sie dient ebenso der Sicherung des
Lebensunterhalts wie der Identitätsstiftung, reduziert den Menschen mit seinen vielfältigen Eigenschaften und
Bedürfnissen jedoch noch stärker als andere Lohnarbeit auf seine Funktion als Arbeitskraft. Wie andere Anbieter
von "Dienstleistungen" buhlen die Madrider Prostituierten um ihre "Kundschaft". Der Zuzug
ausländischer Prostituierter wird von den einheimischen Prostituierten als zusätzliche Konkurrenz empfunden,
die durch schlechte Preise den Markt verdirbt, sodass migrantische Prostituierte sich mit dem Rassismus spanischer
Prostituierter konfrontiert sehen.
Wie die menschenunwürdige Lebenssituation
ausländischer Prostituierter teilweise von den "Käufern der Dienstleistung" ausgenutzt wird, wird
deutlich, als Zulema sich immer wieder kostenlos mit einem Freier, der sie halb totprügelt, einlässt, nur weil
ihr dieser die ersehnten Papiere versprochen hat. Princesas zeigt Sexismus als ökonomisches Verhältnis, in dem
die Männer stets die sind, die die Arbeitskraft der Frau kaufen und Macht über diese ausüben, die Frauen
jedoch darauf angewiesen sind, sich zu verkaufen, selbst um den Preis der eigenen körperlichen und psychischen
Unversehrtheit.
Die gesellschaftliche Ächtung der Prostitution
bringt darüber hinaus eine Doppelmoral hervor: während die Frauen stigmatisiert werden, nehmen heimlich selbst
Minister ihre Dienste in Anspruch. Zum Schluss geht Zulema, die sich vermutlich mit Aids infiziert hat, zurück in
die Dominikanische Republik, um endlich wieder bei ihrem Sohn zu sein. Cayetana zeigt sich solidarisch, schenkt ihr zum
Abschied das Geld, das sie über einen langen Zeitraum für ihre Schönheitsoperation zusammengespart hatte,
und quittiert ihre Arbeit als Prostituierte.
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