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Die private Briefzustellfirma Jurex hat ein ausgesprochen gespanntes Verhältnis zur Öffentlichkeit. Im
bisher letzten Akt des Trauerspiels um das nordrhein-westfälische Unternehmen versucht die Rechtsabteilung von Jurex nun, der
Internetplattform Labournet Links auf angeblich beleidigende Beiträge zu untersagen. Als beleidigend empfindet Jurex dabei
Formulierungen wie "Hungerlohn-Firma; Billig-Briefträger; Minilöhne und Schikanen".
Derartiges findet sich durchaus nicht nur in linken Blättern. So berichtete
etwa das insbesondere im Ostteil der Stadt gelesene Berliner Boulevardblatt Kurier unter der Überschrift "Die Hungerlohn-
Gesellschaft" über den ehemaligen Jurex-Mitarbeiter Frank Linke. Linke erhielt für seinen 40-Stunden-Job lächerliche 1100
Euro brutto. Um sich und seine Familie durchzubringen, war Linke gezwungen, zusätzlich ALG II zu beantragen jedenfalls bis Ende
März dieses Jahres. Dann erhielt Linke zusammen mit rund hundert anderen Kollegen die Kündigung durch die Jurex Berlin GmbH.
Offizielle Begründung: Ein Großauftrag sei verloren gegangen.
Tatsächlich hatte Jurex zuvor einen Auftrag der Berliner
Landesverwaltung die Zustellung von Gerichtspost an die Post AG abtreten müssen. Beobachter vermuten aber noch einen
anderen Hintergrund: Jurex-Chef Norbert Lüer ist auch Geschäftsführer der privaten Arbeitsvermittlung Jobco. Jobco vermittelte
bis vor kurzem Langzeitarbeitslose auf unbefristete Stellen bei Jurex, wofür es noch staatliche Zuschüsse gab. Nachdem das
Bundessozialgericht im vergangenen Jahr dieses Vorgehen für unzulässig erklärt hatte, lohnte sich das Geschäft nicht
mehr.
Bei einer weiteren Berliner Jurex-Tochter, der Jurex mail GmbH, geht der
Betrieb indessen weiter. Hier gibt es allerdings fast nur befristete Stellen, und die Briefzusteller erhalten keine feste Bezahlung, sondern einen
Stücklohn von 12 Cent für jeden zugestellten Brief. Sie kommen damit auf einen Stundenlohn von durchschnittlich 50 Cent, so dass
auch diese Jurex-Beschäftigten trotz Vollzeitarbeit auf staatliche Ergänzungszahlungen angewiesen sind.
Anfang April geriet Jurex noch aus anderen Gründen in die Schlagzeilen:
In einem Müllschuppen in der Nähe des Jurex-Verteilzentrums im Berliner Stadtteil Marienfelde wurde eine ganz Kiste voller Briefe
entdeckt, die von Jurex zugestellt werden sollten. Ein offensichtlicher Verstoß gegen das Postgeheimnis, denn der Müllschuppen war
jedermann frei zugänglich. Berichtet wurde auch von Sendungen, die in großen Mengen in anderen Räumlichkeiten der Firma
lagerten und mit zum Teil erheblicher Verspätung ausgeliefert wurden darunter Mahnbescheide und andere wichtige Gerichtspost.
Jurex reagierte nervös auf die negative Publicity und ließ das
Postbotenforum im Internet schließen. Hier hatten über Wochen Jurex-Mitarbeiter und frühere Beschäftigte die Praktiken
des Unternehmens beschrieben und diskutiert.
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