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Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Mai 2007, Seite 21

Smooth Lee:

Take me (Übersee Records)

"Jazz ist nicht tot, er riecht nur etwas komisch", so Frank Zappa 1974 auf dem Live-Album Roxy & Elsewhere der Mothers of Invention. Ähnliches kann man zu einer Reihe der Genres am Rande der Pop-Musik sagen, aber wie die "Mothers" auf jenem Album bewiesen: Einer so verflachenden Subkultur gehört einmal kräftig in den Hintern getreten, dann kann sie auch wieder an Energie gewinnen.
Die acht Jungs von Smooth Lee aus Beerse an der belgisch- holländischen Grenze haben seit sechs Jahren genau dieses Verhältnis zum Ska-Punk. Ska-Punk ist Live-Musik, und genau auf der Bühne haben Smoth Lee das seit ihrer Gründung immer wieder aufs vortrefflichste bewiesen. Schwer ist es eine solche Musik im studiogeschneiderten Gewand auch nur annähernd entsprechend zu produzieren. Das war sicher auch der Grund, warum die Belgier dermaßen lange gebraucht haben, um ein vollständiges Album einzuspielen. Sie sind damit beim Label Übersee Records aus Hannover in gute Hände geraten. Dort erscheinen auch die Alben der mexikanischen Panteón Rococó, mit denen Smooth Lee im April und Mai dieses Jahres auf Tour sein werden.
Mit der Galanterie des Rokoko hat die Musik der Belgier nur selten etwas zu tun. Dann aber, wie beim Titelsong "Take me" oder "T.T. Phone Home", glänzen vor allem die Bläser und die Lead-Gitarre mit einer Feinfühligkeit, die man kaum erwartet hat. Denn in den meisten Stücken auf diesem Album, wird ein geradliniger Ska-Punk-Rock präsentiert, der den Vergleich mit den ganz großen in diesem Genre nicht scheuen braucht. Der Ausflug auf dem Bonus-Track "El Toreador", bei dem einmal Kastagnetten zum Einsatz kommen, rundete die Produktion humorvoll ab.
Die Stimme von Sänger Luk Mostmans erinnert an Lemmy von Motorhead, und nicht zuletzt aus diesem Grund wird die Band auch als die Motorhead des Ska-Punk bezeichnet. Bei "Money can‘t pray" oder "Gentleman Rankers" stellen sie das unmissverständlich unter Beweis. Insgesamt ist es gelungen das Feuer der Live-Musik einzufangen, ohne dass die Musik zu einem Teelicht reduziert wurde. Die Musik präsentiert sich über die knappe Stunde der CD immer mit dem notwendigen Druck, die von einer solchen Musik verlangt werden kann. So wird auch das Zuhause zum Tanzsaaal oder der Spaziergang auf einmal zu einem sehr beschwingten Ereignis.
Als Vorbereitung auf die Live-Konzerte von Smooth Lee und Panteón Rococó gibt es mehr Informationen unter www.smoothlee.be und www.myspace. com/smoothlee. Die CD ist sicherlich für ein solches Konzertereignis kein Ersatz — soll sie sicherlich auch nicht sein. Sie ist aber mehr als ein Trost bei Verhinderung oder Erinnerung im Nachhinein an das Konzert. Vielmehr ist hier im Studio ein Hörvergnügen entstanden, das darin erinnert: Ska-Punk riecht verdammt nach Schweiß.

Thomas Schroedter



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