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Über 1500 Aktivisten aus dem Nahen Osten und der ganzen Welt trafen
sich vom 29.März bis 1.April in Kairo unter der Losung "Für eine internationale Allianz
gegen Imperialismus und Zionismus". Die Konferenz seit 2002 die fünfte, die in Kairo von
der "Internationalen Kampagne gegen die US-amerikanische und zionistische Besatzung" veranstaltet
wurde brachte islamische, nationalistische und sozialistische Kräfte aus der Region sowie
Delegationen von Antikriegsbündnissen aus Kanada, Korea, Venezuela und Europa zusammen.
Die Konferenz zeigte einen zunehmenden
Zusammenhalt dieser Strömungen im Kampf gegen die imperialistische Aggression und die von den USA
unterstützten diktatorischen Regime im Nahen und Mittleren Osten.
Bei der Eröffnung der Konferenz
kommentierte ein führender ägyptischer Gewerkschafter: "In diesem Jahr wurde über das
Projekt der USA in der Region das Todesurteil ausgesprochen." Dieser Optimismus wurde von den
Delegierten weitgehend geteilt, die ihre Zuversicht aus vier Rückschlägen zogen, die der
Imperialismus während des vergangenen Jahres in der Region erlitten hat:
Während des Krieges im Juli
konnte die libanesische Hizbollah der israelischen Invasionsarmee eine schmerzliche Niederlage bereiten.
Nach dem Sieg der Hamas bei den
Parlamentswahlen von 2006 haben die Palästinenser den Bemühungen Israels und der
imperialistischen Mächte, sie durch eine Blockade zu unterwerfen, erfolgreich widerstanden.
Der Widerstand im Irak hat sich
gegenüber den USA und anderen Besatzern als standfest erwiesen.
Angesichts einer massiven Repression
hat das ägyptische Volk den Absichten von Diktator Hosni Mubarak, die demokratischen Rechte noch
weiter einzuschränken, durch die massive Stimmenthaltung beim Referendum im März 73% nach
Regierungsangaben, 95% nach unabhängigen Beobachtern eine klare Abfuhr erteilt. Dieser Sieg
fällt mit einer fortgesetzten Welle militanter Streiks zusammen.
Für die ägyptischen
Oppositionellen, die die Mehrheit der Anwesenden bildeten, war die Teilnahme an der Konferenz ein Akt des
Widerstands gegen die proamerikanische Diktatur. Die Koalition demokratischer Kräfte, die die
jüngste Kampagne zur Enthaltung beim Referendum geführt hatte Islamisten der
Moslembruderschaft, säkulare Nationalisten in der Tradition des früheren Präsidenten Gamal
Abdul Nasser sowie sozialistische Kräfte , war auch an der Einberufung und Organisierung der
Konferenz beteiligt. Deren Debatten waren von gegenseitigem Respekt dieser Strömungen und von breiter
Übereinstimmung in Bezug auf ihren politischen Kurs getragen.
Von den Delegationen aus anderen
Ländern genossen die Vertreter von Hamas und Hizbollah das größte Prestige. Die
ägyptische Regierung verwehrte Delegationen aus dem Irak und dem Iran die Einreise. Aber ein halbes
Dutzend andere Länder der Region war vertreten, ebenso wie eine Reihe europäischer Länder,
sowie Abordnungen aus Venezuela und Indien.
Die Konferenz wurde gleichzeitig mit dem
Dritten Kairoer Sozialforum organisiert, das Diskussionen mit Aktiven aus der Arbeiter-, Bauern-,
Studenten- und Frauenbewegung organisierte. Über 200 Teilnehmende kamen von außerhalb des Nahen
Ostens. Die Diskussionen fanden auf Arabisch, Englisch und gelegentlich Koreanisch teil.
Für ägyptische Aktivisten, deren
Veranstaltungen routinemäßig von der Polizei verboten oder angegriffen werden, war die Konferenz
eine seltene Gelegenheit, sich freimütig zu äußern. Vor den überfüllten
Versammlungssälen gab es Literaturstände der verschiedenen Gruppen, die gewöhnlich von
Hunderten intensiv diskutierenden Teilnehmern belagert waren.
Sprecher der verschiedenen Strömungen
betonten ihre gesellschaftliche Vision des Nahen Ostens. Die ägyptische Moslembruderschaft verteilte
ihr Programm, das zur Partnerschaft mit der beträchtlichen christlichen Minderheit des Landes und zur
Respektierung ihres Glaubens aufruft. Viele Sprecher betonten, dass sie sich nicht im Gegensatz zum
jüdischen Volk sehen: "Wir sind nicht gegen die Juden, sondern gegen den Zionismus", sagte
ein ägyptischer Vertreter einer antizionistischen Initiative. "Und es gibt viele, die Zionisten
sind, ohne Juden zu sein, wie George Bush oder die meisten arabischen Führer."
In einem Beitrag auf dem Plenum
äußerte ein führender Vertreter der Hizbollah, dass "die islamischen Bewegungen die
Demokratie anwenden müssen", die er als "eine Brücke zu einer besseren Welt in der
arabischen Region" beschrieb. Der Staat, so betonte er, müsse religiös neutral sein.
"Die Regierung mag islamisch sein, aber die Gesellschaft muss für alle Standpunkte offen sein.
Wie der Koran feststellt, können wir dem Volk die Religion nicht aufzwingen."
Der Hizbollah-Führer kritisierte
einige islamische Gruppen, die alle anderen auch andere islamische Gruppen als Feind
betrachten. "Sie werden deshalb scheitern." Aber Hizbollah und Hamas "haben keine Probleme,
mit der Linken zusammenzuarbeiten", sagte er und verwies auf den Nachdruck, den der italienische
Marxist Antonio Gramsci auf eine breite Einheit der Volksmassen gelegt habe. "Die Arbeit gegen den
Imperialismus kann nicht nur von einer Strömung durchgeführt werden."
Auch sahen die islamischen Delegationen
keine eiserne Mauer zwischen ihren Bestrebungen und denen der antikapitalistischen Bewegungen. Die
Konferenzerklärung erwähnt die Bedeutung der "Verbindung des Kampfes gegen Kolonialismus und
Rassismus mit dem Kampf gegen die kapitalistische Globalisierung und den Neoliberalismus".
Viele Sprecher aus dem Nahen Osten
betonten, dass sie die Kämpfe in Lateinamerika als einen festen Partner ihrer Bewegung betrachten.
Manche verwiesen auf Venezuela als "das Land, das bei der Ablehnung des Libanonkriegs mutiger war als
viele arabische Regime", als ein Land, "das von Sozialismus und Verstaatlichung spricht,
während unsere Länder Privatisierungen durchführen".
In der Abschlussveranstaltung kam der
Hizbollah-Führer auf diesen Punkt zurück: "Die Kämpfer in Venezuela stehen uns
näher als die Araber, die mit dem Imperialismus übereinstimmen." Die Konferenzerklärung
betont die Aufgabe, "die wachsenden linken Bewegungen in Lateinamerika mit den Antikriegsbewegungen
einerseits und mit den Widerstandsbewegungen und nationalistischen Kräften in der arabischen Region
andererseits zu verbinden".
Die alljährliche Kairoer Konferenz ist
zu einem bedeutenden Vehikel für die Bemühungen geworden, Gegner des Imperialismus aus der Ersten
und Dritten Welt zusammenzubringen.
(Übersetzung: Hans-Günter
Mull.)
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