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Mit 750 Teilnehmenden war die Marxismus-Konferenz am 22.April in Berlin
besser besucht als die Organisatoren erwartet hatten.
Die erste solche Konferenz hatte vor zehn
Jahren in Hannover stattgefunden. Der Kreis der Einladenden war enger gewesen, die Besucherzahl genauso
hoch, die Teilnehmenden rekrutierten sich aber nach Auskünften derer, die dabei gewesen sind,
vorwiegend aus einem älteren akademischen Milieu.
Diesmal strotzte die Veranstaltung nicht
gerade vor Jugendlichkeit, obwohl auch jüngere Menschen den Weg in die Technische Fachhochschule
gefunden hatten, aber sie war deutlich stärker von politisch Aktiven geprägt, die für ihre
Praxis ein theoretisches Rüstzeug suchen. Es gibt wieder Interesse am Marxismus allerdings
artikuliert sich dieses weniger offensichtlich, weil die Universitäten als Ort von Theoriearbeit und
als Verstärker eines linken intellektuellen Diskurses fast ausgefallen sind, wie Frank Deppe
einleitend nochmal betonte.
Die Konferenz war von den Organisatoren
nicht so angelegt, aber es brach sich immer wieder Bahn: Tagespolitische Frage liefen immer wieder Gefahr,
vor allem die Podiumsdiskussionen zu dominieren, insbesondere die um Regierungsbeteiligung.
Selbstvergewisserung und Abgrenzungslinien gegenüber dem Reformismus bildeten ein starkes Moment;
darüber droht die Arbeit am theoretischen Rüstzeug in die zweite Reihe gedrängt zu werden.
Die kritische Reflexion und Aktualisierung der marxistischen Theorie auf dem Stand des 21.Jahrhunderts ist
aber eine zentrale Aufgabe der antikapitalistischen Linken und eine notwendige Grundlagenarbeit, ohne die
praktische Politik in Handwerkelei stecken bleibt.
Die Arbeitsgruppen waren durchweg besser
und spannender als die Plenardebatten. Es gab dort ausgezeichnete Vorträge, von denen man viel lernen
konnte wenn an dieser Stelle jetzt Michael Krätke und Ekkehard Lieberam genannt werden, so
liegt das nur daran, dass es unmöglich war, alle Arbeitsgruppen zu besuchen.
Die Konferenz schreit nach Fortsetzung. Die
Nachfrage danach war unter den Teilnehmenden so deutlich, dass die Organisatoren sich dazu bequemen
mussten, auf der Abschlussveranstaltung zu versichern, dass die nächste Konferenz im Abstand von etwa
zwei Jahren stattfinden wird und weiter im Zwei-Jahresrhythmus erfolgen soll. Das Erfolgsgeheimnis der
Konferenz darauf sei hier noch hingewiesen ist nicht nur in einer intensiven längeren
Vorbereitungsphase zu suchen. Es liegt vor allem darin, dass der Kreis der Organisatoren von
ehemaligen Stalinisten bis zu Trotzkisten über nunmehr mehrere Jahre hinweg im sog.
Leverkusener Kreis miteinander heikle Themen und Zerwürfnisse aus der Geschichte der Arbeiterbewegung
des 20.Jahrhunderts aufarbeitet und diskutiert. Die hartnäckige Arbeit, ihn zu betreiben und immer
wieder anzustoßen, ist vor allem Robert Steigerwald zu danken. In diesen alljährlichen Treffen,
die von dem gegenseitigem Respekt geprägt sind, der einen solidarischen Meinungsstreit erst
ermöglicht, hat sich Vertrauen aufgebaut. Den Erfolg konnte man auf der Konferenz ernten: das offene,
solidarische und entspannte Klima hat manch einen überrascht.
Wichtig wird sein, dass der Kreis der
Initiatoren um die Kräfte erweitert wird, die sich als unbedingt antikapitalistisch, aber vielleicht
nicht unbedingt als marxistisch verstehen wie sie z.B. in der globalisierungskritischen Bewegung
anzutreffen sind. Auf ihren Beitrag kann eine Marxismus-Konferenz heutzutage nicht verzichten.
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