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"Solidarität mit den von der Repression betroffenen G8-Gegnern
ist doch selbstverständlich, ich würde da so weit gehen, dass ich mir aus Solidarität ein
Konzert von Herbert Grönemeyer live anhören würde" (Thomas Ebermann).
Mit dem Untertitel "Gemeinsam gegen
den G8-Gipfel 2007" gibt das Bündnis "Move against G8" einen Sampler heraus, der helfen
soll, die Proteste zu finanzieren. Dabei ist eine DVD, die den Jingel zum G8 enthält und die Trailer
zu einigen Filmen, mit dem Verweis, dass diese als DVD auf der offiziellen Attac-Deutschland-Seite zu
kaufen sind.
Viele der Musikbeiträge auf der CD
sind, wie bei solchen Projekten üblich bereits so oder in einer anderen Version auf
Veröffentlichungen der Künstlerinnen und Künstler seid langem zu hören. Das knappe
Booklet gibt leider nicht einmal darüber Auskunft. Ausnahmen bieten Kettcar und Nosliw in ihren
Beiträgen. Eröffnet wird der Sampler von Kettcar mit "Alles vorstellen". Das Lied war
bisher nur live zu erleben und wird auf der nächsten Produktion der Hamburger zu finden sein.
"Stoppt die Ausbeutung der Wirkung durch das Scheitern", mit diesem Slogan sind die Kettcars auf
jeden Fall kreativer als vieles, was an Parolen um den G8-Gipfel herum zu hören ist. Nosliw setzt den
Reigen fort mit "Es hat sich nix geändert" von seinem neuen zeitgleich mit dem
Sampler am 4.Mai erschienenen Album Mehr davon.
Ansonsten bietet das Album wenige
Überraschungen. Von Madsen gibt es z.B.: "Du schreibst Geschichte", das bereits auf ihrem
Album und auf einem Anti-AKW-Soli-Sampler zu hören ist. Hier wird das Lied, bei dem es sich sicherlich
zu einer der schönsten lyrischen Kurzfassungen des marxistischen Geschichtsbilds handelt, in einer
Live-Version präsentiert, die nicht als sehr gelungen bezeichnet werden kann. Dass Live-Versionen auch
fetter klingen können, beweisen die Alt Fun Punks aus Düsseldorf. Die Toten Hosen steuern in
einer grandiosen Stadionrock-Version ihren Klassiker "Pushed again" bei.
In der Reihe der neuen Versionen alter
Lieder sind besonders noch Tocotronic hervorzuheben. Sie gehen in ihrer Dub-Version von "Aber hier
leben, nein danke" den Weg der Reduzierung des Textes auf den Kehrvers. Damit wird die Ambivalenz, auf
einem solchen Sampler dabei zu sein und eigentlich nichts Neues zu sagen zu haben, wunderbar auf den Punkt
gebracht.
Die musikalischen Höhepunkte der CD
kommen aus einer Ecke, die zwischen Reggae und rockigem HipHop zu finden sind. Silly Walks Movement
zusammen mit Tafari+Turbulence präsentieren ihr "Leaders", Fermin Murguzas "Plastic
Turkey", Irie Révoltés "Moralle" und LA Phazes "Colére Noir". Diese
Beiträge können sicherlich als die musikalischen Leckerbissen dieser CD bezeichnet werden.
Meine Erwartungen an einen solchen Sampler
liegen begründeterweise anders als die Ambitionen der Produzierenden. Es spricht sicherlich nichts
dagegen, einige "große Namen" auf einem solchen Sampler unterzubringen, um die Neugierde
eines Mainstreampublikums zu wecken. Aber aus der musikalischen Vielfalt, die sich rund um den Erdball
kritisch mit den Verhältnissen auseinandersetzt, hätte ein kreativeres, ein bunteres Album
entstehen können, das den Widerstand gegen ebene diese Verhältnisse angemessener
präsentieren würde. Es bleibt da zu hoffen, dass rund um Heiligendamm auf den Konzerten diese
produktive kulturelle Vielfalt besser zum Ausdruck kommt und dass der Widerstand dort in den Blockaden das
"Wir sind gekommen, um zu bleiben" vielleicht swingend wie "Wir sind Helden" am Ende
der CD umsetzt. Und in dem Sinne der Solidarität, wie sie Thomas Ebermann ansprach, soll sich jede und
jeder selbstverständlich auch diesen Sampler kaufen.
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