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Mit einer gewollt protzigen und Medienbilder produzierenden 600000-Euro-
Inszenierung im Berliner Estrel-Hotel wurde die neue Partei Die Linke gegründet. In Wahrheit war die
Protzerei eher peinlich und wenns die Millionen prekär Beschäftigten und Armen, die diese
Partei wählen sollen, auf den Dokumentationskanälen für Minderheiten gesehen hätten,
dann gäbe es guten Grund zum Ärgern und Protestieren.
Politisch ist aber dennoch ein kleiner Berg
versetzt worden. Es ist eine sich eindeutig links, antikapitalistisch und verschämt sozialistisch
erklärende Partei mit Massenanhang entstanden, nach Mitgliederzahl und Wählerschaft die
drittgrößte Partei in Deutschland. Das gab es zuletzt vor 25 Jahren mit der Gründung der
Grünen. Den Grünen gelang ihrerzeit allerdings auch eine wirkliche Veränderung der
Gesellschaft. Das Jahrhundertthema "Umweltzerstörung" wurde mit einer echten kleinen
Kulturrevolution in die Köpfe der Menschen gebracht. Diese Bewegung vor dem Hintergrund der schlichten
Erkenntnis, dass der Kapitalismus endlich ist, wurde als ernste Gefahr für die Herrschaft des Kapitals
angesehen und es erging der Auftrag, in erster Linie an die Sozialdemokratie, die bösen Kinder heim in
das Reich der Demokraten zu holen was nach einigen Jahren auch schnell und billig erledigt war.
Die neue Partei Die Linke hat sich
stattdessen mit nur wenig Widerspruch entschieden, eine patriarchalische und auf den parlamentarischen
Wettkampf fixierte Partei zu gründen, die sich obendrein in der Illusion verfängt,
sozialverträgliche, linkskeynesianische Umbaumodelle wären heute noch realisierbar, ohne zuvor
mächtige und turbulente Oppositions- wenn nicht gar Aufstandsbewegungen zu organisieren. Heim ins
Reich will man sie dennoch holen. Dem ersten Trommelwirbel der Pöbelsprüche aus den Reihen der
SPD werden das Wattebombardement und der Interviewkrieg folgen, mit denen die neue Konkurrentin zum Kotau
vor Patriotismus, Unternehmertum, NATO, Bundeswehr und deutschem Standort gedrängt werden wird. Und
wenn es nicht sehr schnell eine wirkliche Verankerung in sozialen Bewegungen, Betrieben und Stadtteilen
sowie eine konfliktorientierte Politik der neuen Partei gibt, dann wird dieser Krieg auch gewonnen werden.
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