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No Vox ist ein internationales Netzwerk, das hauptsächlich in Frankreich
ansässig ist. Es vereint Menschen ohne Papiere, ohne Arbeit und ohne Wohnung im gemeinsamen Kampf
gegen ihre gesellschaftliche Ausgrenzung. No Vox führt diesen Kampf als einen internationalen Kampf um
globale soziale Rechte.
Vanessa Ripoche ist seit vielen Jahren in diesem Netzwerk aktiv. Wir begegnen ihr auf dem
Europäischen Marsch gegen Armut und Existenzunsicherheit, den auch No Vox unterstützt hat.
Vanessa arbeitet in der Organisation Droits devant, die Mitglied in No Vox ist. Droits devant kümmert
sich um die sozialen Nöte der Menschen, die in Frankreich ohne Papiere leben.
Migration ist für Vanessa etwas ganz
wesentliches. Vor einigen Jahren ging sie als Freiwillige nach Afrika, nach Mali, wo sie sowohl individuell
als auch in Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen soziale Arbeit leistete. Migration, sagt sie,
ist auch innerhalb von Afrika häufig. Die Soninké, beispielsweise, ein Volk aus Mauretanien,
pflegen seit Jahrzehnten eine Kultur der Auswanderung. Gemeinschaftlich gehen meist die Männer in
Länder wie Mali, Burkina Faso, oder an den Senegalfluss. Dort leben sie streng hierarchisch
organisiert, sie wählen sich einen Präsidenten, einen Kassierer usw. Einen Teil ihres Lohns
schicken sie in ihre Heimatdörfer, damit dort Einrichtungen wie Wassertürme, Schulen oder
Krankenstationen geschaffen werden können.
Oft behalten sie ihre Organisationsformen
bei, wenn sie nach Europa kommen. In Europa finden aber nicht immer Angehörige einer Ethnie zusammen,
sondern eher Menschen aus einem Dorf, erzählt Vanessa. Sie bilden Gemeinden, in denen sich Familien
zusammenschließen; diese organisieren sich dann in Kollektiven wie "Sans Papier"
("Papierlose") oder "Droits devant" ("Aufrecht voran") formieren. Diese
Gruppen sind sehr heterogen, ihr gemeinsame Anliegen ist die Legalisierung ihres Aufenthalts. Die
verschiedenen Kollektive haben unterschiedliche Schwerpunkte, einige setzen sich für
Einzelfallregelungen ein, "Droits devant" hingegen fordert rigoros: "Alle oder keiner".
Ihr Schwerpunkt liegt auf dem politischen Kampf und nicht im "Dauerstreit" mit den Behörden.
No Vox versteht sich als eine Art
integrierendes Dach für verschiedene Initiativen, darunter auch "Droit au logement" (DAL
Recht auf Wohnung). No Vox kämpft für alle Menschen ohne Stimme prekär
Beschäftigte, Erwerbslose, Obdachlose, Migrantinnen und Menschen ohne Papiere, die Dritte Welt in der
Ersten Welt. Deshalb wollte Vanessa bei den Aktionen gegen G8 dabei sein, also gegen die
Großmächte auftreten, deren Entscheidungen unser aller Alltagsleben beeinträchtigen.
Auf der Kölner Veranstaltung konnte
Vanessa Kontakte zu "kein mensch ist illegal" knüpfen, auf späteren Stationen der
Märsche, in Oldenburg und Rostock, zur Karawane für die Rechte der Flüchtlinge. Dabei werden
unterschiedliche politische Kulturen deutlich. "In Frankreich ist man offensiver, in Deutschland
scheint der Kampf strategischer angelegt zu sein", fällt Vanessa auf. Die Bedingungen des Kampfs
würden hier genauer untersucht, in Frankreich gehe man schneller auf die Straße. In Deutschland
seien die Demonstrationen kleiner und es werde mehr geredet, zudem würden die Gewerkschaften mehr
eingebunden.
Für Aktivistinnen wie Vanessa sind
grenzübergreifende Aktionen ganz wichtig. Durch Initiativen wie den Internationalen Aktionstag der
Sans Papiers vor zwei Jahren könne man in den Medien starke Aufmerksamkeit erlangen. Die
unterschiedlichen Aktionsweisen seien eine große Bereicherung für beide Seiten. Im kommenden Jahr
ergibt sich wieder eine solche Gelegenheit, wenn das Weltsozialforum nämlich in Form eines
Internationalen Aktionstags stattfindet.
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