SoZ - Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, November 2007, Seite 07

Kinderarbeit ächten!

Kommentar von Larissa Peiffer-Rüssmann

Nur die kompromisslose Forderung nach Abschaffung der Kinderarbeit kann das Ziel jeder Kampagne gegen die Ausbeutung von Kindern sein.
Was wir für unsere Kinder hier in Europa fordern, muss auch für die Kinder in den Entwicklungsländern gelten. Unabhängig von allen kulturellen Unterschieden haben Kinder ein Recht auf eine geschützte Kindheit, auf eine schulische Ausbildung und ein Leben frei von wirtschaftlichen Nöten. Hier wie dort fordern wir kindgerechte Institutionen und eine den Bedürfnissen des einzelnen Kindes angemessene Erziehung. Davon sind wir auch hier noch weit entfernt.
Dass die Kinder, die durch eine so harte Schule des Lebens gegangen sind, sich nicht einfach in die Schulen zurückschicken lassen, leuchtet jedem sein. Hier gibt es genügend Erfahrungen mit Projekten, die sie aus dem Zustand einer billigen Arbeitskraft herausführen und ihnen die nötige Ausbildung geben.
Die Tatsache, dass der Kampf gegen Kinderarbeit so wenig erfolgreich ist, kann doch im Umkehrschluss nicht bedeuten, Kinderarbeit begrenzt zuzulassen. In den vielen Interviews mit Kinderarbeitern hörte und las ich immer wieder den Wunsch, dass sie lieber in eine Schule gingen, als täglich viele Stunden zu schuften, von interessanten Erfahrungen bei ihrer Arbeit war nie die Rede. Es ist schon traurig genug, dass sich diese Kinder und Jugendlichen ein Leben ohne harte Arbeit gar nicht vorstellen können. Wenn Kinderarbeit — auch in einem begrenzten Umfang — zugelassen wird, heißt das, sich mit den skandalösen Zuständen zu arrangieren. Obwohl diese Diskussion seit Jahren läuft, nimmt Armut und Kinderarbeit zu.
Ich frage mich, wovon der Optimismus gespeist wird, mit dem einige NGOs, Kinderarbeit schönreden, im Glauben, mit Zugeständnissen ließe sich etwas verändern. Ich kenne keinen Bericht, der nachweist, dass sich durch Anpassung an die Verhältnisse die Situation der Kinderarbeiter positiv entwickelt hätte. Es ist ein Teufelskreis, in dem sie sich befinden, denn warum sollten die Unternehmer Erwachsene zu angemessenen Löhnen beschäftigen, wenn ihnen Kinder für Hungerlöhne zahlreich zur Verfügung stehen?
Wir sollten den Kinderarbeitern nicht die Illusion lassen, sie könnten mit den Unternehmern über bessere Arbeitsbedingungen und angemessene Löhne verhandeln, wenn dies noch nicht einmal den mächtigen Gewerkschaften gelingt, die die Privatisierungswelle und die damit verbundenen Massenentlassungen von Erwachsenen nicht verhindern konnten.
Der Slogan der Globalisierungsgegner "Eine andere Welt ist möglich" muss auch für die arbeitenden Kinder gelten. Auch für sie müssen wir Visionen haben und ihnen Perspektiven für eine Welt ohne Unterdrückung aufzeigen. Wir sollten uns nicht zum Werkzeug bürgerlichen Denkens machen lassen und uns nicht den Verhältnissen anpassen, sondern sie ändern.


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