SoZ - Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Dezember 2007, Seite 30

Machtlos

USA/Südafrika 2007, Regie: Gavin Hood. Mit Reese Witherspoon, Omar Metwally, Jake Gyllenhaal, Alan Arkin, Meryl Streep u.a. (Bereits angelaufen)

Der südafrikanische Regisseur, der bereits mit "Tsotsi" (siehe SoZ 6/06) in den deutschen Kinos war, fasst mit "Machtlos" ein heißes Eisen an. Es geht um die Verschleppung von angeblichen Terrorverdächtigen in Gefängnisse außerhalb der USA im Auftrag der CIA, die das natürlich offiziell bestreitet. In diesem Fall ist das Opfer ein ägyptischer Geschäftsmann, der schon seit 20 Jahren mit Green Card in den USA lebt, aber noch immer die ägyptische und nicht die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt. Er wurde auf seinem Mobiltelefon von einem Anschluss aus angerufen, der einem führenden ägyptischen Islamisten zugeordnet wird — man weiß es also nicht genau. Die Telefonverbindungen des Geschäftsmannes werden — Schäubles Vorratsdatenspeicherung lässt grüßen — aufgezeichnet und obwohl alles sehr unklar ist, wird Herr El-Ibrahimi, so lautet der Name des Geschäftsmanns, bei der Rückkehr von einer Geschäftsreise am Flughafen festgenommen. Da er außerdem das Pech hat, kein US-Bürger zu sein, wird er in sein "Heimatland" Ägypten überstellt, wo er schon seit 20 Jahren nicht mehr gewesen ist. Dort nimmt sich die Geheimpolizei seiner an, indem sie ihn auf übelste Art und Weise foltert. Ein CIA-Beobachter ist immer dabei. So einen Film könnte man auch über Deutschland drehen, man denke nur an den Fall Kurnaz.
Der Film ist außerordentlich spannend gemacht. Er ist ein Hollywoodthriller im besten Sinne des Wortes. Der Schauplatz wechselt ständig zwischen Ägypten — wo die Folter sehr drastisch dargestellt wird und wo es noch um eine Nebengeschichte geht, in der die Tochter des Cheffolterers sich in einen Jungen verliebt, der Kontakt zu militanten Islamisten hat — und den USA hin und her, wo El-Ibrahimis US-amerikanische Ehefrau mit Hilfe eines Jugendfreundes verzweifelt um die Rückkehr ihres Mannes kämpft.
Obwohl der Film Partei für die Folteropfer nimmt und die verzweifelten Lebensumstände, in der viele Araber leben und die wohl der Nährboden für den Islamismus sind, zumindest andeutet, lässt er auch die Gegenseite zu Wort kommen. Er scheint ihnen und ihrem Motiv, den Terrorismus zu bekämpfen, eine gewisse Berechtigung nicht absprechen zu wollen. Das Ende des Films zeigt dann aber sehr deutlich, dass diese Methode der Bekämpfung des Terrors zum Scheitern verurteilt ist. Sie ist unmenschlich und verschafft den Islamisten letztlich noch mehr Zulauf.
Im Film darf aber auch — typisch Hollywood — der "lonesome cowboy" nicht fehlen, der einsam durch die Prärie reitet und den zu Unrecht Bedrängten beisteht, um am Schluss wieder ebenso einsam in den Weiten der Prärie zu verschwinden. So wird auch Herr El-Ibrahimi von einem Einzelgänger aus den USA gerettet, der ganz allein sowohl die CIA als auch den ägyptischen Geheimdienst austrickst und das unschuldige Opfer zurück in die USA schickt, heim zu Frau und Kind.
Trotz dieses Zugeständnisses an typische Hollywood-Erzählweisen hat der Film jedoch kein Happy End. Wer es genauer wissen will, muss den Film ansehen, was hiermit empfohlen wird.

Andreas Bodden


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