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Wenn es den Egon-Erwin-Kisch-Gedächtnispreis (noch) gäbe,
würde ich ihn Erik Orsenna für sein Buch Weiße Plantagen geben.
Orsenna ist Autor vieler Bücher und
Mitglied der Académie Française. Er unternimmt eine Weltreise zu den Gebieten, wo Baumwolle angebaut,
gehandelt, veredelt und vermarktet wird. Er geht auf die Suche nach den Menschen und der Ökonomie rund
um ein Produkt, das jeder "kennt" und benutzt von Baumwolle leben mehrere hundert
Millionen Menschen.
Aber was "weiß" man schon,
wo alle die T-Shirts, Socken, Wäsche und Klamotten herkommen, die in unseren Geschäften und
Schränken liegen? Was machen die Produzenten, die Märkte, die Politik daraus? Welche Werte werden
geschaffen und wo enden sie?
Das ist nicht eine touristische Reise, das
ist ein kleines Team auf der Suche nach Fakten und Geschichte(n), in Begegnung mit Pflanzern, Farmern,
Veredlern, Labors, Lokalpolitikern, Lobbyisten, Museumsdirektoren auf vier Kontinenten: Mali und
Ägypten in Afrika, USA und Brasilien in Amerika, Usbekistan und China in Asien, schließlich
Frankreich in Europa und es ist ein erstklassiges literarisches Vergnügen!
Das Buch spiegelt wider, was auch Kisch
auszeichnete: die Neugier auf Tatsachen, auf Menschen, auf Hintergründe, verbunden mit der
Hartnäckigkeit, verbotene Türen zu öffnen dabei auch mal ohne "Ergebnis"
rauskomplimentiert zu werden "nichts ist erregender als die Wahrheit!"
Erik Orsenna sucht in Mali die Folgen der
Privatisierung in einem eher kooperativ angelegten Produktionssektor. Er spürt der Lobbyarbeit der US-
Baumwollindustrie und ihren Folgen für die Farmer nach. Er versucht, in China die Stadt der
Strümpfe zu entschlüsseln "kommunistischer Kapitalismus" und wird nach zu
vielen Nachfragen "gebeten" abzureisen!
Er besucht den Direktor des Baumwollmuseums
in Alexandria, geschichtsträchtige Fährten, Genforscher und neureiche Profiteure in Brasilien,
entschlüsselt in Etappen die Wirkungsweise des globalisierten Baumwollmarkts und legt damit
beispielhaft frei, wie heute der Wohlstand der Reichen auf der Arbeit und Armut der Produzenten aufbaut.
Die "Weichheit der Baumwolle", für die seit zweitausend Jahren gegraben, gepflanzt,
geerntet, geforscht, gewebt und geflochten wird: sie ist ein "seltenes und teuer bezahltes Gut",
ist sein Schluss. Lesen!
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