SoZ - Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Februar 2008, Seite 20

Perspektiven nach Heiligendamm

Ein Klima- und ein Antirassismuscamp

Koordinierung und Vernetzung war Ziel und Ergebnis der Perspektiventage in Berlin.
Vom 17. bis 21.Januar fanden in Berlin die "Perspektiventage" statt. Die Initiatoren und Teilnehmer setzten sich aus einem breiten Spektrum zusammen — von Nichtregierungsorganisationen wie Attac bis zu Gruppen, die Parteien oder christlichen Kirchen nahe stehen. Die Vorbereitung leisteten u.a. Menschen, die auch an den Camps rund um den G8-Gipfel in Heiligendamm beteiligt waren.
Allen gemein war der Wunsch, Menschen, die dort aktiv waren, erneut zusammenzubringen und auszuloten, wie in der Zukunft gemeinsame politische Arbeit aussehen kann.
Konkret wurden in den vier Tagen bereits bestehende Projekte und Vorhaben vorgestellt. So erhielten die Teilnehmer einen Überblick darüber, woran andere Gruppen arbeiten. Menschen, die noch nicht in einen bestimmten Zusammenhang eingebunden sind, erhielten Anregungen für mögliche politische und soziale Aktivitäten. Die Politikwissenschaftlerin Viviana Uriona, eine der Aktiven in der Vorbereitung und Pressearbeit, betonte die große Notwendigkeit, den Faden der G8-Proteste wieder aufzunehmen und sich auszutauschen.
Obwohl keine neuen Projekte entwickelt wurden, liegt der Erfolg dieser Tage vor allem in der Erkenntnis, wie sehr der Geist von Heiligendamm lebendig ist, und wie groß das Potential für Vernetzung und gemeinsame politische Arbeit ist.
Der Themenbogen war weit gespannt: Klima, Antirassismus, Repression, Antimilitarismus, globale soziale Rechte, Landwirtschaft u.v.m.
Es kristallisierten sich jedoch zwei Hauptthemen heraus: Klima und Antirassismus. Beim G8-Gipfel in Heiligendamm war es als Problem empfunden worden, dass es keine linke Positionierung zum Thema Klimawandel gab — so Alexis Passadakis, ein freier Politikwissenschaftler, der im Attac-Koordinierungskreis zu diesem Thema arbeitet. Kanzlerin Angela Merkel, meinte Passadakis, konnte gerade in dieser Frage punkten, die fehlende linke Positionierung war ein strategischer Fehler. Seit Heiligendamm gab es deshalb schon zwei Treffen in Kassel zu diesem Thema, und die Perspektiventage boten eine weitere Gelegenheit, um mit den anderen Gruppen in Kontakt zu treten und sich auszutauschen. Insbesondere mit der Antirassistischen Gruppe gibt es da viele Schnittstellen, erläuterte Passadakis gegenüber der SoZ.
Konkret sind für Juli/August jeweils ein Klima- und ein Antirassismuscamp geplant. Die Antirassisten treffen sich in Hamburg, der Ort des Klimacamps steht noch nicht fest. Vorbild für das Klimacamp sind die beiden Climate-Camps, die in Großbritannien 2006 und 2007 als Reaktion auf den G8-Gipfel im schottischen Gleneagles stattgefunden haben.
Gefragt, welche Aspekte nun beide Initiativen zugleich betreffen würden, nannte Passadakis die Tatsache, dass viele Menschen ihren Lebensraum aufgrund der Klimaveränderungen zu verlieren drohen. Im Zuge des Kyoto-Prozesses kristallisiert sich ein moderner Kolonialismus heraus. Dabei wird in das Entwicklungspotential von Schwellenländern eingegriffen — so werden diese gedrängt, CO2 einzusparen. Passadakis nannte als Beispiel Vorhaben, bei denen Unternehmen aus dem Norden CO2-Einsparungsprojekte im Süden finanzieren, die aber zulasten der Bevölkerung und der Natur gehen — zum Beispiel die Pflanzung von Eukalyptusbäumen in Monokultur.

Angela Huemer


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