SoZ - Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, Februar 2008, Seite 22

Nick Stone:

Voodoo, München: Goldmann, 2007, 603 S., 9,95 Euro

Wer erinnert sich heute noch an Jean Bertrand Aristide, den haïtianischen Armenpriester, der mit seiner Lavalas-Bewegung Anfang der 90er Jahre einen endgültigen Bruch mit der Duvalierdiktatur in dem heruntergewirtschafteten Karibikstaat herbeiführen wollte. International isoliert, unter ständigem Druck der USA und innenpolitisch mit den Restbanden der Tonton Macoute kämpfend, scheiterte Aristide.
In diese historischen Phase Haïtis hat Nick Stone seinen Roman Voodoo hineingeschrieben. Der Expolizist und Exdetektiv Max Mingus hat seine Gefängnisstrafe wegen Mordes abgesessen und sich nach langem Zögern bereit erklärt, auf Haïti nach dem vor zwei Jahren entführten Sohn eines der reichsten Männer der Insel zu suchen. Andere haben es auch schon versucht, sind blutig gescheitert und die Aussichten, das Kind lebendig zu finden, scheinen all zu gering zu sein. Ohne Kenntnisse der Sprache, der politischen Situation und der Kultur macht sich Mingus auf die Suche und irrt doch mehr herum zwischen der international aufgestellten Geschäftswelt seines Auftraggebers, den haïtianischen Voodoovarianten und Geschichten über Monsieur Clarinette, der Kinder bezaubern und verschwinden lassen kann.
Vieles deutet auf Vincent Paul als Entführer hin, einem hochkarätigen Gangster und Drogenbaron, der in der Slumsiedlung Cité Soleil das Kommando und die tägliche Versorgung der Bevölkerung übernommen hat. Seiner Justiz haben sich sowohl UN-Truppen zu unterwerfen wie auch Kinderbanden, die bereit sind, hochgradig betrunkene Ausländer zu steinigen, wenn ihnen gegenüber zu wenig Respekt erwiesen wird. Erst mit seiner Hilfe könnte eine Spur zu dem entführten Kind aufgenommen werden. Als dies geschieht, werden Ungeheuerlichkeiten aufgedeckt, die den Atem stocken lassen und die ein ganz anderes Licht auf die Familie der Auftraggeber werfen.

Udo Bonn


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