SoZ - Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, März 2008, Seite 04

Weg

mit den Kopfnoten

von ROLF EULER

An den Schulen in NRW gärt es — Reformen über Reformen decken die Betroffenen ein. Zentralabitur, Kopfnoten, Schulzeitverkürzung — das alles führt dazu, dass erneut der Reformbegriff mit bürokratischer Gängelei gleichgesetzt wird.
Jetzt wurden auf den Halbjahreszeugnissen zum ersten Mal die neuen Kopfnoten vergeben, die vor mehreren Jahrzehnten als alter Zopf abgeschafft worden waren. Es gibt Proteste von Eltern, Schülern, einigen Lehrern und Schulleitungen, und die Schülervertretung ruft zur Demonstration in Düsseldorf auf: Weg mit den Kopfnoten!
Seit diesem Schuljahr müssen aufgrund des neuen Schulgesetzes von der Grundschule bis zum Abitur Kopfnoten vergeben werden, und davon in den Sekundarstufen 1 und 2 gleich sechs: für Arbeitsverhalten mit den Teilnoten für Leistungsbereitschaft, Zuverlässigkeit und Sorgfalt sowie Selbstständigkeit; für Sozialverhalten mit den Teilnoten für Verantwortungsbereitschaft, Konfliktverhalten und Kooperationsfähigkeit. Lehrer an den weiterführenden Schulen müssen Noten für bis zu tausend Schüler verteilen, die sie zum Teil nur zwei, drei Stunden in der Woche im Unterricht haben. Eine sinnvolle pädagogische Begründung gibt es nicht. Für die Lehrer entsteht ein großer zusätzlicher Arbeits- und Verwaltungsaufwand. Warum sind Halbjahresnoten "sinnvoller" als Bemerkungen, die für besondere Leistungen und Verhalten der Schüler schon immer zusätzlich auf dem Zeugnis stehen konnten?
Bleibt die politische Bewertung: Eine Disziplinierung ist gewünscht, die Formierung der Schullaufbahn ist angestrebt. Das gegliederte Schulsystem, das soziale Trennungen verfestigt, wird verschärft. Den Lehrern wird Notengebung zugemutet, wo sie keine Zeit haben, auf den einzelnen Schüler und seine Entwicklung einzugehen. Im Laufe der gesamten Schullaufbahn entsteht damit eine Art "Personalakte". Für die Arbeitgeber ist das praktisch, bei Bewerbungen können sie so leichter aussieben. Sie können Schüler klassifizieren in brauchbar, bedingt brauchbar und unbrauchbar.
Die Schulpolitik der CDU-FDP-Regierung in NRW greift zu den "alten" Mitteln des disziplinierenden und obrigkeitlichen Regelungssystems. Sparen und wirtschaftsfreundliche Ausbildung sind die Leitlinien.
Kinder und eure Erziehungspartner — wehrt euch!


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