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Im dritten Band von Yasmina
Khadras Krimizyklus, der während des algerischen Bürgerkriegs spielt, geht es mit Kommissar Llob zu Ende. In
dem nun als Taschenbuch erschienenen Roman Nacht über Algier erfährt der Protagonist eine literarische
Auferstehung. Khadras Trick besteht in einer rückwärtigen Zeitverschiebung, der Autor geht zurück in das
Jahr 1988, kurz vor Beginn zweifelhafter politischer Reformen, die den Beginn des Aufstiegs des politischen Islam in
Algerien markierten.
Kommissar Llob ist zunehmend angeekelt vom Leben in der
Hauptstadt. All die Hoffnungen, die ihn bewogen hatten, als Widerständler gegen das französische Kolonialregime
zu kämpfen, werden von den Alltagserfahrungen im algerischen Sozialismus konterkariert. Seine Heimat, die vom Che,
von Miriam Makeba, Tito und General Giap verehrt wurde, versinkt in Schlendrian, Dreck, Korruption, Willkür und
einer unsäglichen Bereicherung der neuen Führungselite.
Aber auch mit seinen Kollegen hat er sich rumzuschlagen,
und im Moment nervt ihn besonders sein junger Assistent Lino. Der kommt unregelmäßig zur Arbeit, scheint arg
verschuldet zu sein und treibt sich mit der Geliebten von Haj Thobane, einem beziehungsreichen Mitglied der Nomenklatura,
in exklusiven In-Clubs herum. Dass diese Affäre schon Kreise gezogen hat, wird ihm von oberster Stelle deutlich
gemacht, und auch dass Llob sich als Vorgesetzter zu sputen hat, um das Polizeipräsidium nicht in Misskredit zu
bringen.
Er kann aber nicht verhindern, dass sein Assistent
für den Mord am Fahrer Thobanes verantwortlich gemacht wird, und auch nicht dass ein ehemaliger Massenmörder,
der durch eine Präsidialamnestie begnadigt wird, in die Affäre hineingezogen wird.
Für Llob ist sein Assistent unschuldig, aber wie
kann er die Intrige beweisen und Thobane als deren Verursacher überführen?
Alte Freunde geben Hinweise, aber erst eine Reise mit der
Historikerin Soria Karadach nach Sidi Ba, einem Ort, der seit dem Befreiungskrieg eng mit Thobane verbunden ist, scheint
dazu zu führen, sich über den Emporkömmling im Klaren zu werden dies auch nur, nachdem einige
Bewohner ihr Leben lassen mussten.
Aber nichts ist so wie es scheint: Was mit dem forschen
Impetus von Abrechnung und Erneuerung daherkommt, bedient sich der gleichen alten Methoden von Liquidation,
Täuschung und Paternalismus. Nicht nur Llob ist erschüttert.
Ein großartiger Roman und eine ebenbürtige
Fortsetzung der Trilogie!
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