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Das ESF ist
der richtige Ort, um gewerkschaftlichen Internationalismus voranzubringen, erkennt die Gewerkschaftsjugend.
"Eigentlich fehlt so etwas wie ein
europäisches Gewerkschaftsjugendtreffen.” Es war kein Geringerer als der Generalsekretär
des Europäischen Gewerkschaftsbundes, John Monks, der diese Bemerkung kürzlich am Rande einer
EGB-Jugendsitzung in Brüssel fallen ließ. Dass die internationale Arbeit der Gewerkschaften in
weiten Teilen nach wie vor Sache weniger Spitzenfunktionäre ist, wird innerhalb der Gewerkschaften
zunehmend als unzureichend erkannt. Der beispielsweise von der IG Metall in einem Memorandenentwurf
eingestandene „Europäisierungsrückstand” ist nicht nur programmatischer Natur.
Dabei haben die Gewerkschaften in Europa in
den letzten Jahren einige Fortschritte gemacht. Europäische Betriebsräte und gewerkschaftliche
Firmennetzwerke versuchen, Betriebsräte und Gewerkschaftsvertreter über nationalstaatliche
Grenzen hinweg zu koordinieren. Bei General Motors gelang es der IG Metall so, die vom Konzernmanagement
angefachte Unterbietungskonkurrenz zwischen den europäischen Produktionsstandorten einzudämmen.
Doch diesen ersten Beispielen europäischer Gewerkschaftssolidarität steht ein Denken
gegenüber insbesondere bei betrieblichen Funktionären und in den Belegschaften das
kaum über Standortpatriotismus hinaus geht.
Im aktuellen Konflikt um die Verlagerung
der Nokia-Handyproduktion von Bochum nach Rumänien werden viele schrille Töne laut, die sich
anklagend gegen „finnische Moral” und „die Finnen” richten.
"Wir haben uns gefragt, ob wir uns
überhaupt nach Deutschland trauen sollen”, witzelten Jukka und Ville-Petteri, Vertreter zweier
finnischer Gewerkschaften, bei einem europaweiten Vorbereitungstreff, zu dem IG-Metall-, DGB-, GEW- und
IGBCE-Jugend eingeladen hatten. Neben den Finnen hatten die postkommunistische CCOO aus Spanien und die
rechtssozialdemokratische CFDT aus Frankreich Platz genommen sowie mehrere eher konservative Angestellten-
und Akademikergewerkschaften. Im Mittelpunkt der Tagung stand die Vorbereitung des Europäischen
Sozialforums (ESF), das im September 2008 im schwedischen Malmö stattfinden wird. Erstmals soll es ein
europäisches Gewerkschaftsjugendcamp geben und zwar innerhalb des ESF.
Für Andreas Köppe, Vertreter des
DGB im Jugendvorstand des Europäischen Gewerkschaftsbunds (EGB), ist das ESF genau der richtige Ort,
um gewerkschaftlichen Internationalismus in Europa voranzubringen: „Das ESF steht für die
Verbindung von neuen und alten sozialen Bewegungen, da passen wir Gewerkschafter gut hin. Wir wollen einige
tausend Jugendliche aus unseren Betrieben in ganz Europa nach Malmö mobilisieren. Und die werden eine
ganz einmalige Atmosphäre von politischem Austausch und kulturellem Event erleben. Das hat eine
völlig andere Qualität, als wenn wir das als Gewerkschaftsjugend isoliert machen
würden."
Wie ernst es dem Gewerkschaftsnachwuchs
ist, zeigt die Entschlossenheit, mit der die Organisatoren vorgehen. Geplant ist ein eigener Jugendbereich
in der City von Malmö, in dem neben anderen ein von der IG Metall organisiertes Veranstaltungszelt
stehen wird. „Wir bringen unsere erprobte Übersetzungstechnik und eigene professionelle
Dolmetscher mit”, erzählt Claudia Büchling vom IG-Metall-Ressort Jugend. In der
Vergangenheit hatten viele ESF-Teilnehmer die schlecht verständlichen Übersetzungen bei den ESF-
Veranstaltungen beklagt. Claudia Büchling: „Wir haben einen einmalig breiten Veranstalterkreis
für unsere Workshops zusammengebracht. Die Gewerkschaftsjugend aus fast allen europäischen
Ländern beteiligt sich an der inhaltlichen Vorbereitung und Durchführung. Da muss bei den
Veranstaltungen die Übersetzung, in die vielen notwendigen Sprachen, hundertprozentig
funktionieren."
Die angebotenen Workshops bieten eine
breite Palette. Es geht unter anderem um Organising als internationale Gewerkschaftsstrategie, die
Flexicurity-Strategie der EU-Kommission, Militarisierung und Abbau von Gewerkschaftsrechten in der EU,
Arbeitsmigration, Bildungspolitik und den Austausch von Aktions- und Protestformen.
"Das ESF wird für die
Gewerkschaftsjugend ein echter Knaller”, glaubt Andreas Köppe. „Wenn wir mit Zehntausenden
Leuten diskutieren, abends ordentlich feiern und an der Abschlussdemonstration mit einem großen bunten
europäischen Gewerkschaftsjugendblock teilnehmen, dann bringt uns das nicht nur als Gewerkschaften in
Europa näher zusammen, unsere Aktiven fahren auch gestärkt nach Hause."
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