SoZ - Sozialistische Zeitung |
Norbert Hansen
hat einen neuen Job. Er wird Arbeitsdirektor bei der Bahn AG. Der Job wurde extra für ihn geschaffen.
Er wird in Zukunft etwa das Zehnfache dessen verdienen, was er als Transnet-Vorsitzender nach Hause tragen
konnte.
Hansens „Verbesserung” hat hohe
Wellen geschlagen, viele nehmen dran Anstoß. Was ist das Besondere an seinem Jobwechsel? Der Wechsel
aus einer gewerkschaftlichen Führungsposition in einen Unternehmensvorstand kann es nicht sein. Solche
Karrieren gibt es in allen Branchen, auch schon bei der Bahn. 1991 wurde der damalige Chef der GDBA, Klaus-
Dieter Hommel, Personalvorstand. Davor hatten sich führende Mitglieder der GdED in diesem Sinne
verändert.
Unisono gibt es so gut wie keine
Stellungnahme aus Medien und Verbänden, die nicht betonte, Hansens Schritt sei nichts Anrüchiges.
Trotzdem ist in denselben Artikeln oft die Rede vom besonderen „Gschmäckle” des Vorgangs,
wenn nicht gar von „Verrat” die Rede ist. Dies ist richtig und falsch zugleich. Denn es darum,
dass der Transnet-Vorsitzende beim Prozess der Bahnprivatisierung eine Schlüsselrolle spielte. Bereits
vor der Entscheidung des Bundestags über den Börsengang war er behilflich beim sog.
„sozialverträglichen” Personalabbau, massiver Reallohnsenkung und Arbeitsverdichtung, um
die Attraktivität des neuen Börsenkandidaten zu erhöhen. Und er hat es geschafft, diese
Politik durch die Gremien von Transnet zu bringen. Diese eint die Hoffnung, als Kerntruppe eines globalen
Logistikkonzerns zu überleben in dieser Politik unterscheidet sie sich kaum vom
gewerkschaftlichen Mainstream, z.B. in der Autoindustrie.
Hansens „Verdienst” war es, die
Gefahren, die ein einheitlicher gewerkschaftlicher Widerstand gegen die Bahnprivatisierung bedeutet
hätte, zu bannen. Zuletzt hat er als Mitglied der SPD-Verkehrskommission die Gegner der
Bahnprivatisierung ausgetrickst. Er hat die dort festgelegte Vereinbarung, die Obergrenze der Privatisierung
von 24,9% durch einen Tarifvertrag abzusichern, einfach ignoriert. In einer Situation, in der
Befürworter der Bahnprivatisierung mit der Lupe zu suchen sind, diente Beck die offizielle Zustimmung
der Transnet zum Börsengang als Alibi.
Beck und der damalige SPD-Minister
Müller sollen zusammen mit Mehdorn den Jobwechsel eingefädelt haben. Er steht also nicht im
Zeichen des Bruchs sondern der Kontinuität, weshalb der Vorwurf des Verrats diesbezüglich wenig
überzeugend ist. Und doch haben die vielen Bezirksverbände und Ausschüsse der Transnet, die
sich hier empören, recht. Ihre Reaktionen bringen zum Ausdruck, dass sich der Inhalt der sog.
„Mitbestimmungskultur”, in der dieses Pendeln über die Klassenfronten hinweg irgendwie
normal war, sozusagen als Krönung der Kultur der Sozialpartnerschaft, verändert hat.
Arbeitsdirektoren im Zeitalter des Neoliberalismus sind eingebunden in massive Angriffe auf die Belegschaft.
Und sie sind dann besonders wertvoll, wenn sie wissen, wo die Schwächen der Gegenseite liegen.
Hansen hat durch seine Ankündigung, es
werde auch in Zukunft Rationalisierungen geben, und den lobenden Verweis auf die Praxis von Regionalbahnen,
die den Tarif unterlaufen, klargestellt: Ich habe verstanden. Nicht ganz verstanden scheint er nur zu haben,
dass nicht er, sondern der Bahnchef die Hosen anhat. Letzterer hat den Neueinsteiger auch schon mal als
Pudel bezeichnet. Für die Förderung solche Tiernummern sollten wirklich keine
Mitgliedsbeträge verschwendet werden.
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