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"Grüne Informationstechnologien” werden anscheinend immer mehr
nachgefragt, aber auch angeboten so auch auf der diesjährigen Informationstechnologiemesse Cebit
in Hannover. Was verbirgt sich dahinter?
Der Stromverbrauch aller installierten
Computer hat sich innerhalb von fünf Jahren verdoppelt. Schließlich stehen nicht nur große
Computerzentralen in allen Unternehmen, sondern es gibt riesige Serverfarmen, die den weltumspannenden
Internetbetrieb ermöglichen, und es gibt die vielen privaten PCs und Laptops, deren Anteil am
persönlichen Stromverbrauch ebenfalls deutlich gestiegen ist.
Man rechnet, dass weltweit zwanzig
Großkraftwerke mit 20000 Megawatt installierter Leistung nur fürs Internet
benötigt werden. Wegen des weltweiten Suchbetriebs über viele Knoten und wegen der in Dauerbetrieb
laufenden Server soll der Stromverbrauch einer einzigen Anfrage bei Google dem einer 11-Watt-Sparbirne in
einer Stunde entsprechen. Das Öko-Institut hat errechnet, dass der CO2-Ausstoß des Internets damit
den des Flugverkehrs erreicht hat.
T-Systems, der IT-Betreiber der Telekom,
protzt in einer Anzeige, über seine „Backbones” (die Hauptübertragungsleitungen
zwischen den nationalen Knotenpunkten in Europa und Amerika) würden pro Tag Daten von ausgedruckt 1,2
Billionen DIN-A4-Seiten geschaufelt. Auch diese Daten müssen am Anfang erstellt und am Ende verarbeitet
werden, der Stromverbrauch lässt sich da nur schätzen.
Allein von daher gibt es einen Druck auf
energiesparende Techniken, die von den Unternehmen sowohl für Server als auch für Arbeitsplatz-PCs
gefordert werden. Demgegenüber stehen steigende Software-Anforderungen, etwa durch neue
Betriebssysteme, oder durch immer neue Spiele, die eine technische Aufrüstung verlangen. Da wird der
Heim-PC schnell von einem 200-Watt-System zu einem 800-Watt-Verbraucher hochgerüstet.
Aber nicht erst der Energieverbrauch der
Nutzenden, schon die Herstellung der Informationsmaschinen bedeutet eine immer stärkere
ökologische Belastung; das Problem verschärft sich bei der Entsorgung. Computer bestehen aus einer
großen Menge von Kunststoffen, Metallen und Edelmetallen, Verbindungen und Chips
(Siliziumverbindungen). Der Abbau dieser Rohstoffe Kupfer, Gold, seltene Metalle erzeugt
Umweltschäden aller Art in den Abbaugebieten. Ihr „ökologischer Rucksack” bedeutet oft
tonnenweise Abraum und Gewässerbelastung.
Hinzu kommt die Entsorgung, ein inzwischen
millionenfaches Problem. Der normale Nutzungszyklus eines Büro- oder Heimcomputers beträgt in den
entwickelten Ländern rund drei Jahre. Technische Entwicklungen haben eine noch kürzere Laufzeit
und erfordern anscheinend immer neue Ausrüstung. Allein in den USA wurden innerhalb der letzten zehn
Jahre 500 Millionen Computer ausgemustert. Elektronikschrott ist der am stärksten wachsende
Abfallbereich. Oft wandert er illegal nach Asien oder Afrika. Bilder von Kindern, die über offenen
Feuern aus Platinen Kupfer „recyclen”, gehen um die Welt, die Verpflichtung der Firmen zur
Rücknahme ihrer Produkte ist noch relativ neu und kann umgangen werden etwa wenn
Elektronikschrott als „Gebrauchtgeräte” deklariert und dann exportiert wird.
WEED und Germanwatch haben eine
Informations- und Bildungs-CD herausgegeben, Der Weg eines Computers. Hier wird die weltweite Problematik
der Informationstechnologien dargestellt. Die CD geht nicht nur auf die ökologischen Folgen, sondern
vor allem auf die sozialen Probleme der IT ein: den Rohstoffabbau unter schwierigen und unmenschlichen
Bedingungen, die Schwitzbuden zur Teileherstellung,den Zusammenbau in China bei niedrigsten Löhnen, die
Entsorgung der gebrauchten Teile oft gegen die Vorschriften in Afrika und Asien. Der IT-Sektor
beschäftigt weltweit Hunderttausende von Menschen, oft unter prekären und unsozialen Bedingungen.
Es scheint, dass sowohl die Verbraucher als
auch die Beschäftigten in den IT-Industrien eine Verantwortung für die Entwicklung haben, die
allerdings gegen die Interessen der Industriekonzerne eingesetzt werden müsste. Eine längere
Nutzung der Geräte, stromsparende Techniken und reparaturfreundliche Komponenten müssten beim Kauf
eine Rolle spielen. Freie Software mit auf den Nutzeranspruch begrenzten Komponenten kann ebenfalls dazu
beitragen. Den Entsorgern muss auf die Finger gesehen werden, ob sie dem Recycling zuführen.
Das größere Problem ist aber die
Gewinnung der Rohstoffe und die Herstellung der Computer in Billigländern, wo Löhne und
Arbeitsbedingungen vom Endverbraucher fast nicht mehr zu entscheiden sind. Der Druck der Hersteller auf die
kostengünstigste Fertigung, der schnelle Produktwechsel und die riesigen Mengen an IT-Geräten
verursachen erhebliche soziale und ökologische Schäden. Das profitable Dumping ist an der
Tagesordnung. Arbeitsplatzverlegung in Billigländer und Erpressung bei Rohstoffpreisen gehlren ebenso
zu den Herstellungsbedingungen der Informationstechnologien wie der problematische Ressourcenverbrauch.
So gibt es vorerst bei einigen Herstellern
zwar ein „Green-PC"-Angebot, nicht jedoch eine nachhaltig umweltschonende Informationstechnologie,
ganz zu schweigen von ausreichenden Sozial-, Arbeitsschutz- und Politikstandards jenseits des Profits.
Weitere Informationen: www.pcglobal.org, www.oeko.de.
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