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Ende April hat es auch bei der Post einen Tarifabschluss gegeben. Nach einer
Warnstreikwelle mit anschließender Urabstimmung bekam der Vorstand der Post AG kalte Füße.
Über 93% der Ver.di Mitglieder hatten für Streik gestimmt.
Wie in vielen anderen
Tarifauseinandersetzungen hat auch bei der Post die Frage der Arbeitszeit eine zentrale Rolle gespielt. Weil
40% der Postbelegschaft aus Beamten besteht, hat der Vorstand versucht, Ver.di über eine einseitige
Verlängerung der Arbeitszeit für Beamte auf 41 Stunden unter Druck zu setzen. Die
Auseinandersetzung über die Arbeitszeit der Beamten bei der Post zieht sich nun schon geraume Zeit hin.
Zuletzt hatte Zumwinkel im Winter 2006 den Versuch gestartet sie zu verlängern, nach einer
Streikandrohung noch vor Weihnachten dann mit Ver.di aber einen „Burgfrieden” geschlossen.
Dieses Mal wollte es der Postvorstand wissen
endlich sollte die Frage der Arbeitszeit in seinem Sinne geregelt werden. Darauf reagierte Ver.di mit
der Forderung nach zehn freien Tagen für Arbeiter und Angestellte. Dass die Beschäftigten bereit
sind, für eine Arbeitszeitverkürzung zu kämpfen, zeigte ihre Beteiligung an den Warnstreiks
im März und April. Dabei war die Situation paradox, weil die Tarifbeschäftigten formal für
eine Arbeitszeitverkürzung für sich kämpften, real aber die Arbeitszeitverlängerung der
Beamten verhindern mussten. Die Arbeit der tariflich Beschäftigten ist genau die gleiche wie die der
Beamten. Klar war auch, wenn die Beamten länger arbeiten, würde dies irgendwann Auswirkungen auch
auf die Arbeitszeit der Tarifbeschäftigten haben.
Mit ihrer Entschlossenheit machten die
Beschäftigten dem Post-Vorstand deutlich, dass es ihnen bitter ernst war. Noch während die
Urabstimmung durchgeführt wurde, signalisierte der Postvorstand, dass er auf die
Arbeitszeitverlängerung verzichten würde.
Am 30.April, zwei Tage vor dem geplanten
Streikbeginn, konnte das Ergebnis der staunenden Öffentlichkeit und den Mitgliedern verkündet
werden: Erhalt der 38,5-Stunden-Woche; Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen bis zum 30.6.2011;
Kürzung von bezahlten Erholzeiten von 3,5 Minuten auf 2,25 Minuten pro Stunde das ergibt eine
Pausenkürzung von knapp 50 Minuten pro Woche; 200 Euro Einmalzahlung für Mai bis Oktober 2008; ab
November 2008 4% mehr Lohn, ab Dezember 2009 3% zusätzlich; Wiedereinführung der Postzulage
für Beamte ab August 2008.
Wenngleich der Abschluss damit finanziell
unter den Abschlüssen in der Stahlindustrie oder im öffentlichen Dienst bleibt, hat Ver.di im
Großen und Ganzen den Angriff des Postvorstands abwehren können. Die Kürzung der bezahlten
Pausen hätte mit einem Streik sicherlich abgewendet werden können. Hier hat Ver.di sicherlich auf
die Bundesregierung Rücksicht genommen, die einen Streik bei der Post vermeiden wollte.
Auch wenn die Wochenarbeitszeit bei 38,5
Stunden gehalten werden konnte, ist die Arbeitszeit doch real verlängert worden. Damit hat Ver.di zum
zweiten Mal in diesem Jahr in einem wichtigen Bereich einer Arbeitszeitverlängerung zugestimmt.
Es ist dringend an der Zeit, dass bei Ver.di
endlich die Frage der Arbeitszeit positiv und offensiv aufgeworfen wird. Sonst brechen auch die letzten
Dämme gegen Arbeitszeitverlängerung.
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