SoZ - Sozialistische Zeitung |
Die Bundesregierung hat sich im Rahmen des Kyoto-Protokolls verpflichtet, bis zum Jahr 2012 den Ausstoß
der wichtigsten Treibhausgase um 21% zu reduzieren. Ihre Politik zeigt jedoch in die entgegengesetzte Richtung, die schützt weiterhin vorrangig
die Interessen der Auto- und Energiekonzerne und betreibt den Ausbau von Kernkraft und Kohle.
Bis zum Jahr 2018 sollen in Deutschland 26 neue Kohlekraftwerke gebaut
werden, die meisten davon in NRW. Darunter sind mit vier Braunkohlekraftwerken auch richtige Dreckschleudern. Alle großen
Energiekonzerne sind daran beteiligt: EnBW, E.on, RWE, Vattenfall und andere.
Umweltminister Gabriel sagt, die neuen Kohlekraftwerke seien effizienter und
klimafreundlicher als die alten. Es gibt aber keine Garantie, dass für jedes neue Kraftwerk ein altes abgeschaltet wird.
Der Bund Natur- und Umweltschutz (BUND) hat in einer Analyse
herausgefunden, dass den geplanten neuen Kohlekraftwerken in der Größenordnung von bis zu 27270 MW (Megawatt) lediglich
geplante Stilllegungen in der Größenordnung von bis zu 6917 MW gegenüberstehen. Das heißt: Werden die Kraftwerke
gebaut, steigen die jährlichen CO2-Emissionen um über 100 Millionen Tonnen, statt zu sinken.
Die Energiewirtschaft verursacht in Deutschland 40% der CO2-Emissionen.
Die Lichter werden nicht ausgehen, wenn die fossilen und nuklearen Kraftwerke
sukzessive abgeschaltet und auf erneuerbar Energien umgestellt werden: Deutschland war 2005 mit 8 Milliarden Kilowattstunden ein
Nettostromexporteur. Bei den jetzigen Ausbauplänen geht es nicht um Energiesicherung, sondern um die Ausweitung des
Exportgeschäfts.
An vielen Orten regt sich nun auch gegen die Kohle Widerstand. Vier Kraftwerksbetreiber haben ihre Planungen schon aufgegeben, sie sind auf
der Karte durchgestrichen: Rheinenergie in Köln, SWB in Bremen und Steag in Quierschied, Ensdorf im Saarland. Dafür gibt es mehrere
Gründe: Einer ist die Forderung, dass ab 2013 CO2-Zertifikate versteigert werden sollen — die neuen Kraftwerke könnten dadurch
schnell unwirtschaftlich werden.
Der andere aber ist der politische Druck durch die Protestaktionen der
Bevölkerung.
— In Bremen hatten mehrere tausend Haushalte ihren Vertrag bei swb
gekündigt und wechselten zu anderen Stromanbietern.
— Auf den ostfriesischen Inseln haben die Bürgermeister eine
Erklärung gegen die Kohlemeiler an der Nordsee verabschiedet; gegen den Bau in Dörpen bei Papenburg intervenierte sogar die
Industrie- und Handelskammer.
— In Mecklenburg-Vorpommern muss sich nach einer Volksinitiative der
Landtag mit dem Kraftwerksbau beschäftigen; hier wie an der Nordsee werden schwere Beeinträchtigungen für den Tourismus
befürchtet.
— In Moorburg bei Hamburg wurde im Rahmen des Klimacamps im
August das Baugelände besetzt.
Ich möchte die SoZ mal in der Hand halten
und bestelle eine kostenlose Probeausgabe oder ein Probeabo
Sozialistische Hefte für Theorie und Praxis Sonderausgabe der SoZ 42 Seiten, 5 Euro, |
||||
Der Stand der Dinge Perry Anderson überblickt den westpolitischen Stand der Dinge Gregory Albo untersucht den anhaltenden politischen Erfolg des Neoliberalismus und die Schwäche der Linken Alfredo Saa-Fidho verdeutlicht die Unterschiede der keynsianischen und der marxistischen Kritik des Neoliberalismus Ulrich Duchrow fragt nach den psychischen Mechanismen und Kosten des Neoliberlismus Walter Benn Michaelis sieht in Barack Obama das neue Pin-Up des Neoliberalismus und zeigt, dass es nicht reicht, nur von Vielfalt zu reden Christoph Jünke über Karl Liebknechts Aktualität |