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Nach einer überaus harten Tarifrunde hat es am 10.Juli einen ersten Abschluss im Einzelhandel in Baden-
Württemberg gegeben, der inzwischen in mehreren Tarifbezirken übernommen wurde.
Die Unternehmer und ihre Verbände, die Hauptgemeinschaft des deutschen
Einzelhandels (HDE) und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe (BAG), hatten durch ihre sture Haltung in der Frage der
Zuschläge für Spätarbeit jede Regelung verhindert. Im Vorfeld des Abschlusses gab es in Baden-Württemberg erneut Streiks —
auch unbefristete — und viele sehr kämpferische Aktionen. Nur so ist zu erklären, dass die Unternehmer einem Ergebnis zustimmten, das
sie wenige Woche zuvor noch als unannehmbar bezeichnet hatten. Dies ist das erste Mal, dass die Einzelhandelsunternehmer einem Tarifabschluss in einem
Streikbezirk zugestimmt haben. Beim letzten Abschluss im Januar 2006 wurde mit Brandenburg ein Bezirk ausgesucht, in dem gar keinen Arbeitskampf
stattgefunden hatte.
Auch wenn das Ergebnis zu Jubelstürmen keinen Anlass gibt, wurde es doch gegen
den hartnäckigen Widerstand der Unternehmer durchgesetzt. Und dies, obwohl die veröffentlichte Meinung diese Auseinandersetzung im
Wesentlichen ignoriert hatte und die Einzelhandelsbeschäftigten und ihre Gewerkschaft eher bemitleidet wurden. Hinzu kommt noch, dass der
Fachbereich Handel sehr wenig Unterstützung von der Gesamtorganisation, dem DGB und anderen Gewerkschaften, bekommen hat.
Die Ergebnisse
— Die Einkommen der Einzelhandelsbeschäftigten, inkl. der Auszubildenden,
werden ab dem 1.4.2008 um 3% erhöht. Für den Zeitraum vom 1.4.07 bis zum 31.3.08 gibt es eine Einmalzahlung von 400 Euro, für Azubis
150 Euro.
— Die Spätarbeitszuschläge an Samstagen von 14.30 bis 18.30 Uhr
werden gestrichen, alle anderen Zuschläge bleiben gleich.
— Die Tarifverträge über die Sonderzahlungen (Urlaubs- und
Weihnachtsgeld) werden wieder in Kraft gesetzt. Der Manteltarifvertrag wird bis zum 31.12.2010 festgeschrieben, der Lohn und Gehaltstarifvertrag bis zum
31.3.2009.
Mit diesem Ergebnis haben die Einzelhandelsbeschäftigten zwar nicht zu den
Ergebnissen in den anderen Branchen aufgeschlossen, aber es ist das beste Ergebnis seit sechs Jahren. 2006 gab es nur eine minimale Lohnerhöhung von
1% und zwei Einmalzahlungen von insgesamt 225 Euro, in den Jahren davor waren es knapp 2%. Aufgrund der steigenden Preise bedeutet dies immerhin noch
einen Reallohnverlust, der aber im Gegensatz zu den letzten Jahren erheblich kleiner ausfallen dürfte.
Die Beschäftigten sehen dieses Ergebnis durchaus mit gemischten Gefühlen:
Einerseits konnte das Ergebnis nur gegen den erbitterten Widerstand der Unternehmer durchgesetzt werden, andererseits hätte die Lohnerhöhung
aufgrund der Preissteigerungsrate höher ausfallen müssen. Trotzdem ist die Zustimmung zu dem Ergebnis bei den aktiven, an den Streiks
beteiligten Kolleginnen und Kollegen sehr groß. Und es gibt einen festen Vorsatz: Nächstes Jahr holen wir mehr raus.
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