SoZ - Sozialistische Zeitung |
Die Erfahrungen sprechen eine klare Sprache: Am Betriebsalltag sind zehn
Jahre Arbeitszeitgesetz und acht Jahre EU-Richtlinie zur „Arbeitszeitgestaltung” weitgehend spurlos vorbei gegangen. Die Schutzversprechen wurden ja nicht
erstritten, sondern von oben gewährt.
Allzuviele Linke sind es heute nicht, die „Erfahrungen auf dem Gebiete der Fabrikgesetzgebung”
(Marx) sammeln. Sie sehen nur selten Beschäftigte, die zum Beispiel für ihr Recht eintreten, immer dann eine unbezahlte Pause machen zu dürfen, wenn ihnen
für weitere fremdbestimmte Arbeit die Puste ausgeht. Trotz aller Übergriffe auf Sonntage, Feiertage und Samstage kümmern sich nur wenige Betriebsräte um
die Schutzzonen Ruhetag und Ersatzruhetag (www.sonntag.schichtplanfibel.de).
Frustriert haben Linke das Thema Arbeitszeit von ihrer Tagesordnung gestrichen — ob nun verzagt die 35-
Stunden-Woche gefordert wird, oder kämpferisch gleich die 30-Stunden-Woche auf das Transparent geschrieben wird.
Schier unlösbar scheint das Dilemma, die Dauer der Arbeitszeit kollektiv begrenzen zu wollen, wenn die
Beschäftigten dies längst selbst massenweise, jedoch individuell und ohne Entgeltausgleich, praktizieren. Selbst innerhalb der Tarife wie dem TVöD variiert die
festgelegte „regelmäßige” Arbeitszeit nach Bundesländern, Sparten und Berufen.
Doch jenseits von „Arbeitszeitverkürzung” und „8-Stunden-Tag” werden
derzeit die Fragen nach der Arbeitszeit frisch und anders aufgeworfen.
— Die Umbrüche in der Altenpflege und im Einzelhandel wirbeln die Schichtpläne der
Beschäftigten wild durcheinander. Sie fordern — von Gesetzes wegen — „Verlässliche Pläne — 4 Wochen im voraus!”
— Sie wollen nicht mehr inmitten ihres Schichtwirrwarrs rund um die Uhr über 6 Tage die Woche
rotieren, mit kurzen Wechseln oder geteilten Diensten. Darum steckt für sie im Ruf nach der „5-Tage-Woche” solch eine Verheißung.
— Sie arbeiten oft allein und dürfen ihren Arbeitsplatz nicht einmal zur Pause aus den Augen lassen.
Darum wollen sie „Pausen auf die Arbeitszeit anrechnen!"
In jeder dieser Alltagsforderungen steckt zugleich der Stachel gegen das uneingeschränkte Direktionsrecht
der Chefs.
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