SoZ - Sozialistische Zeitung |
Die Anfänge von Panteón Rococó gehen zurück auf das Jahr 1995. Die fortschrittliche Kultur und
Jugendszene nicht nur in Mexiko stand ganz im Einfluss des zapatistischen Aufstands im Süden des Landes. Die Ska-Bewegung unter den Jugendlichen
besonders im Norden der Hauptstadt versuchte die Stimmung musikalisch aufzuarbeiten. Bands wie Maldita Vecindad und Los de abajo hatten bereits einen
Namen in Mexiko und können auch als Vorbilder von Panteón Rococó gesehen werden. Ska-Musik ist bei ihnen nur eine Zutat zu einem
musikalischen Cocktail der mit Texten auf den Kopf zielt und mit der Musik den Körper trifft. Das ist auch nach weit über zehn Jahren noch so. Mit
ihrer CD Panteón Rococó und vor allem auf der Bühne unterstreichen die elf Mexikaner diese Herangehensweise.
Als sie 2002 in Chiapas vor einer indigenen Gemeinde auftraten und ihre Solidarität
mit den zapatistischen Gemeinden musikalisch unterstrichen, erhielten Panteón Rococó einen Ehrentitel und durften sich von nun an
„compañeros musicales” nennen. Felipe der Keyboarder meint dazu: „Der Name gefiel uns. Nun, so wurde es zum Titel unseres zweiten
Albums, obwohl wir es damals noch nicht fertiggestellt hatten.” Das war das Album, mit dem sie auch in Deutschland über eine eingeschworene
Gemeinde hinaus bekannt wurden (siehe SoZ 4/04).
Es hat lange gedauert, bis die aktuelle CD auf den deutschen Markt kam. Bereits im
März letzten Jahres produziert, ist sie erst seit dem Juni diesen Jahres in deutschen Plattengeschäften zu bekommen. Doch in einer herrlichen
Frische waren die Musiker dann im August wieder auf Europatournee um die Scheibe zu präsentieren. Und alle, denen die letzte Studioproduktion, das
2004 in Argentinien produzierte Album Tres veces Tres, etwas zu verspielt dahergekommen war, wurden mehr als entschädigt. Das mit dem Bandnamen
betitelte Album wartet wieder mit einer spielfreudigen Mischung aus Rock, Ska, Reggae auf, unter die auch schon einmal Dance-Hall-Zitate gemixt wurden. Die
Texte sind eher der tristen Realität geschuldet und der Panteón ist häufig zu spüren. Die Aufbruchstimmung aus Mitte der 90er Jahre
ist lange verflogen. Doch die Musik wandelt aber nach wie vor die düstere Stimmung um und macht daraus etwas Rococó. Sie steht etwas
für die alten Ton-Steine-Scherben-Zeilen: „Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten."
Angefangen haben Panteón Rococó auf Hinterhöfen, kleinen
Gewerkschaftsmeetings und in Kneipen. In Mexiko füllen sie seit langem Fußballstadien und in Deutschland brillieren sie auf Umsonst-und-
draußen-Festivals genauso wie in großen Hallen. Doch sie lieben es auch weiter, vor Clubpublikum zu spielen. Luis der Sänger formuliert es
so: „Ok, dann waren wir letztes Jahr in Frankreich und England, wo uns noch kein Mensch kennt und dann müssen wir wieder vor 20 bis 30
Leuten zeigen, was wir können, das macht unheimlich Spaß und wenn wir gut waren, kommen dann in diesem Jahr vielleicht 100 bis 200.”
Aber hier in Deutschland fühlen sie sich anscheinend wohl, trotz des Naziangriffs auf sie während eines Stopps auf einer Autobahnraststätte
vor zwei Jahren. Die FC-St.-Pauli-Fahne schmückt das Keyboard von Felipe Bustamente auf jedem Konzert und wenn Luis Dr. Shrenka zu Beginn des
Liedes „¿Dónde Se Queda?” in deutscher Sprache „Kein Mensch ist illegal” ins Mikro brüllt, ist auch dem
deutschen Fan ohne Spanischkenntnisse klar, wo die Band steht. Vor allem stehen sie auch mit ihrem Album Panteón Rococó wieder für
eine musikalische Größe, die sich nicht erst, seit dem Los de abajo vor Jahren ihr Album Cybertropic Chilango Power nannten, hinter dem Begriff
Chilango Power verbirgt. Die 14 Stücke auf der CD unterstreichen das wie ihre Auftritte. Gleichgültig ob es bei den Liedern textlich schon hart an
eine Schnulze grenzt, wie bei „Acabame De Matar” oder ob es um klare politische Statements geht wie bei „Estrella Roja”
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