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Um den Untergang des Kapitals zu verhindern, wird jede Wahrheit
geopfert. Die Welt der Witzemacher, der Speichellecker und der Schleimspurgesellen haben
keinen, der ihnen das Echo gibt, damit sie hören können, wie sie lügen.
"Die Renten sind
sicher”, log Norbert Blüm, und wenn nun die halbe Welt den Bürgerinnen und
Bürgern garantiert, die Spareinlagen seien sicher, dann ist dieses Versprechen nicht
einmal den Fernsehbildschirm wert, von dem es dem Volk verkündet wird. Ein
Ausbeutungskreislauf nähert sich dem Untergang, und alle versuchen sich selbst und andere
dumm zu reden, damit das Kapital, verantwortlich für Kriege, menschenunwürdige
Lebensverhältnisse und kriminelle Arbeitsplätze überleben kann.
Nicht die
Begräbnisfeierlichkeiten werden eingeleitet, nein, man redet das Volk blöd und den,
der das Übel verursachte, gesund. „Kollegen, die Kapitalisten sind Schweine”,
lehrte mich vor mehr als 50 Jahren ein alter kommunistischer österreichischer
Gewerkschafter, als ich meinen ersten gewerkschaftlichen Bildungslehrgang als naiver
Jungarbeiter besuchte. Kurz danach tötete eine der Walzen im Baustahlwalzwerk im
10.Bezirk in Wien einen meiner Arbeitskollegen, man hatte Schutzvorrichtungen abmontiert, um
den Akkord zu schaffen. Der Tod war und ist ein Meister des Kapitals. Warum schafft man es
nicht ab? Warum ist jede fundierte Kritik an den Zuständen, in denen sich diese Welt dem
Untergang nähert, nicht gefragt? Atomstrom ist plötzlich billig, wenn er aus
Kraftwerken stammt, die eigentlich verschrottet werden sollen, und die Braunkohle ist die
Zukunft, für all jene, die solidarisch mit uns ersticken werden. Da tröstet es
wenig, dass es fette Renditen gab.
Das Volk sitzt vor dem
Fernsehschirm und sieht die ganzen „Achtung-Kontrolle-Sendungen” wo man den
kleinen Mann für Straßenverkehrsverstöße, Schwarzarbeit, Pinkeln in der
Öffentlichkeit, Bakterien im Kühlregal mit Ordnungsstrafen belegt. Der
Kontrolldeutsche beherrscht den kleinen Mann — aber in eine Bank hat er sich nie
getraut, um dort zu sagen: „Bücher auf den Tisch” — damit endlich die
Zocker, Provisionshaie, die Büttel des Kapitals entlarvt und entmachtet werden. Das
Niederträchtige ist, dass man nun predigt: „Ihr habt auf Pump gelebt, was wundert
ihr euch, wenn die Banken eingehen?” Das ist die Niedertracht, mit der man fürs
eigene Überleben sorgt.
Im Spielkasino Erde stehen sie
an den Slotmaschinen, pokern und lassen die Kugel rollen. Irgendwann vor dem Stillstand der
Kugel schreit einer: „Nichts geht mehr!” Wenn nichts mehr geht, gewinnt die Bank
mit Namen Kapitalismus.
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