SoZ - Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, November 2008, Seite 22

Kai Degenhardt:

Weiter draußen (Plattenbau)

Mit Weiter draußen zeigt Kai Degenhardt: Politische Liedermacher müssen nicht langweilig sein, nicht nur weiße Tauben besingen oder sich in Kulturkritik ergehen. Die 18 Songs des bekennenden Kommunisten Degenhardt erzählen von misslungenen Leben in dieser unvernünftig eingerichteten Welt namens Kapitalismus."Danach bügelt sie ihr Leben weg
Sich selbst die Falten ins Gesicht”,
heißt es beispielsweise in dem Song „Die kleine Waschfrau”
Sozialromantik schleicht sich in Degenhardts Song nicht ein, und das ist so gut. Es herrscht ein gnadenloser Realismus, wenn er die Gestrandeten charakterisiert, aber nicht denunziert. <
"Der Adolf-Hitler-Lookalike aus Rumänien
War Stapelfahrer dann lange krank."
Auch im Song „Fordistischer Arbeiter” wird Degenhardts Bruch mit einer Liedermachertradition deutlich, für die alles schon an seinem Platz war und die keine Fragen mehr stellte. Die gewerkschaftliche „Trillerpfeifendemo vorm Werkstor” ist mehr Pflichterfüllung als Klassenkampf und auch der engagierte Gewerkschafter denkt ans Aufgeben.
"Klar, früher mal Gramsci-Seminar
IG Metall Sprockhövel
Doch ich sag euch was
Wenn ich weg bin, bin ich weg!"
Das sind nicht mehr die entsagungsvollen Genossinnen und Genossen, die Kais Vater Franz Joseph Degenhardt so liebevoll besungen hat. Dabei ist auch bei Kai Degenhardt die Empathie und Anteilnahme für die Ausgebeuteten geblieben.
Die unterschiedliche Darstellung reflektiert die gesellschaftspolitischen Veränderungen seit den 80er Jahren, eine unsicherer gewordene Welt. In Chris Markers Film Rot liegt in der Luft wird in einer Szene über den Tod eines kommunistischen Fabrikarbeiters gesprochen. „Sein ganzes Leben war Entsagung. Er übte Verzicht im Kampf für ein besseres Morgen.” Ein solcher Geist ist noch in den Songs über die Helden bei Degenhardt Senior zu finden.
In Kai Degenhardts Songs übt niemand mehr Verzicht für das Versprechen einer besseren Zukunft. Aber es gibt auch für sie kein Entrinnen. Sie suchen Zerstreuung bei den diversen Angeboten der Vergnügungsindustrie und bleiben doch so auf sich zurück geworfen. Nur im Song „1476”, einem Requiem auf den frühkommunistischen Schafhirten und Dorfmusikanten Hans Böhm, der als Pfeiferhänslein in die Geschichtsbücher einging, taucht jener Geschichtsoptimismus auf, der für den alten Degenhardt so charakteristisch war. „Sie hatten keine Chance und haben alles verloren, aber fünfzig Jahre später gab‘s die erste Revolution”, heißt es da... „Der Traum von einer Sache war geboren."
Diejenigen, die noch immer daran arbeiten, dass dieser Traum Wirklichkeit wird, werden in Kai Degenhardts Songs Inspirationen bekommen.
Infos über die CD und Tourdaten von Kai Degenhardt.
Infos zur Bestellung der CD bei

Peter Nowak


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