SoZ - Sozialistische Zeitung |
Mit Weiter draußen zeigt Kai Degenhardt: Politische
Liedermacher müssen nicht langweilig sein, nicht nur weiße Tauben besingen oder sich
in Kulturkritik ergehen. Die 18 Songs des bekennenden Kommunisten Degenhardt erzählen von
misslungenen Leben in dieser unvernünftig eingerichteten Welt namens
Kapitalismus."Danach bügelt sie ihr Leben weg
Sich selbst die Falten ins Gesicht”,
heißt es beispielsweise in dem Song „Die kleine Waschfrau”
Sozialromantik schleicht sich in Degenhardts Song nicht ein, und das ist so gut. Es
herrscht ein gnadenloser Realismus, wenn er die Gestrandeten charakterisiert, aber nicht
denunziert.
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"Der Adolf-Hitler-Lookalike aus Rumänien
War Stapelfahrer dann lange krank."
Auch im Song „Fordistischer Arbeiter” wird Degenhardts Bruch mit einer
Liedermachertradition deutlich, für die alles schon an seinem Platz war und die keine
Fragen mehr stellte. Die gewerkschaftliche „Trillerpfeifendemo vorm Werkstor” ist
mehr Pflichterfüllung als Klassenkampf und auch der engagierte Gewerkschafter denkt ans
Aufgeben.
"Klar, früher mal Gramsci-Seminar
IG Metall Sprockhövel
Doch ich sag euch was
Wenn ich weg bin, bin ich weg!"
Das sind nicht mehr die
entsagungsvollen Genossinnen und Genossen, die Kais Vater Franz Joseph Degenhardt so liebevoll
besungen hat. Dabei ist auch bei Kai Degenhardt die Empathie und Anteilnahme für die
Ausgebeuteten geblieben.
Die unterschiedliche
Darstellung reflektiert die gesellschaftspolitischen Veränderungen seit den 80er Jahren,
eine unsicherer gewordene Welt. In Chris Markers Film Rot liegt in der Luft wird in einer
Szene über den Tod eines kommunistischen Fabrikarbeiters gesprochen. „Sein ganzes
Leben war Entsagung. Er übte Verzicht im Kampf für ein besseres Morgen.” Ein
solcher Geist ist noch in den Songs über die Helden bei Degenhardt Senior zu finden.
In Kai Degenhardts Songs
übt niemand mehr Verzicht für das Versprechen einer besseren Zukunft. Aber es gibt
auch für sie kein Entrinnen. Sie suchen Zerstreuung bei den diversen Angeboten der
Vergnügungsindustrie und bleiben doch so auf sich zurück geworfen. Nur im Song
„1476”, einem Requiem auf den frühkommunistischen Schafhirten und
Dorfmusikanten Hans Böhm, der als Pfeiferhänslein in die Geschichtsbücher
einging, taucht jener Geschichtsoptimismus auf, der für den alten Degenhardt so
charakteristisch war. „Sie hatten keine Chance und haben alles verloren, aber
fünfzig Jahre später gabs die erste Revolution”, heißt es da...
„Der Traum von einer Sache war geboren."
Diejenigen, die noch immer
daran arbeiten, dass dieser Traum Wirklichkeit wird, werden in Kai Degenhardts Songs
Inspirationen bekommen.
Infos über die CD und
Tourdaten von Kai Degenhardt.
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