SoZ - Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, November 2008, Seite 22

Jo Nesbø: Der Erlöser,

Berlin: Ullstein, 2008, 508 S. 8,95 Euro

Christo Stankic reist in das vorweihnachtliche Oslo, um einen Auftragsmord zu erledigen. Das Töten hat er als Kind im Kampf um Vukovar gelernt, mit Sprengfallen versuchte er den Einmarsch der serbischen Truppen zu stoppen.
Deren Massaker, Vergewaltigungen und Verrat brachten den „kleinen Erlöser” dazu, nach Ende des Bürgerkriegs Verbrechen an kroatischen Opfern zu sühnen. Der Anschlag auf einen Offizier der Osloer Heilsarmee soll sein letztes Attentat sein, die Bezahlung ist so großzügig, dass er ein neues Leben beginnen kann.
Doch ihm gelingt es nicht, aus der norwegischen Hauptstadt zu kommen. Das Winterwetter verhindert seinen Abflug. Und dann stellt er fest: Er hat den falschen Offizier erwischt und muss den Anschlag wiederholen. Doch zu diesem Zeitpunkt ist ihm die Polizei schon auf den Fersen, nur durch Zufall gelingt es ihm, zu entkommen. Was als einfacher Job begonnen hat, entwickelt sich immer mehr zum Desaster, im eiskalten Oslo verliert er seinen Mantel, sein Hotel, seine Kreditkarte.
Mit dem Mordanschlag befasst sich Harry Hole, der auch im 6.Band der Krimiserie Jo Nesbøs Protagonist ist. Zwar war es ihm gelungen, die Verantwortlichen bei der Osloer Polizei für Waffenschmuggel und Korruption zu enttarnen, der Kopf scheint aber immer noch nicht gefasst, und die Aufdeckung der Affäre hat seinen Beliebtheitsgrad bei den eigenen Kollegen auch nicht gerade erhöht.
Von seiner geliebten Freundin Rahel verlassen, macht ihm das Ausscheiden seines alten Chefs Møller zu schaffen, der Holes Alkoholexzesse und dienstliche Eskapaden in den Vergangenheit gedeckt hatte. Und mit seinem neuen Chef legt er sich auch gleich an, will Hole doch die einfache Erklärung eines Junkieselbstmords nicht auf sich beruhen lassen.
Angeschlagen macht sich Hole auf die Suche nach Motiven für den Mordanschlag, taucht in die bizarre Welt der Heilsarmee ein, deckt Scheinheiligkeiten auf, trifft auf Sehnsüchte und Opferbereitschaft. Und findet doch keine Erklärung, bis er eine inoffizielle Reise nach Ex-Jugoslawien antritt.

Udo Bonn


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