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Man nennt sie die Big Five der norwegischen Jazz-Szene: Terje Rypdal, Arild Andersen, John Christensen
und vor allem Jan Gabarek und Bobo Stenson. Sie waren es auch, die mir zum ersten Mal die Ohren für den Jazz geöffnet
haben. Und noch heute kann ich immer wieder empfehlen, ihre Produktionen aus den 70er und 80er Jahren (noch) einmal zu hören.
Das aber 35 Jahre nach dem legendären Album Witchi-tai-to des Bobo Stenson Quartetts mich wieder eine Band um einen
norwegischen Jazzpianisten so begeistern würde, hätte ich kaum geglaubt.Es ist dem kleinen aber feinen Ozella-Label aus
Schloss Hamborn bei Paderborn zu danken, dass es die Produktion des Helge Lien Trios Hello Troll auf den hiesigen Plattenmarkt
gebracht hat. Als Pianist in der Band der Jazzpopmusikerin Silje Neergard wird Helge Liens Klavierspiel in einen voluminösen
Klangteppich eingewoben, ja man könnte sagen, es wird oft genug darin eingerollt.
Ganz anders auf Hello Troll. Zusammen mit dem Bassisten Frode Berg
und dem Schlagzeuger Knut Aalefjær entwickeln sie in jedem Stück einen Spannungsbogen, der fesselnder kaum sein
könnte. Dabei begegnen sich die Instrumente, wie man es in anderen Situationen vergeblich anmahnt: auf Augenhöhe.
Alle drei Musiker sind mit ihren Instrumenten über die CD hinweg
klar und präsent, ohne die anderen an die Seite zu drängen. „Perfekt aufeinander eingespielt” heißt es
auf der Webseite des Ozella-Labels. Aber, ohne jetzt hier jemanden zu nahetreten zu wollen, perfekt aufeinander eingespielt kann auch
eine Schützenfestkapelle oder eine Top-40-Band sein. Was wir hier aber an Klangbildern geboten bekommen, spielt doch in einer
anderen Liga. Zwischen klassischer Jazzkomposition und freier Improvisation jonglieren die drei Musiker, immer wissend, wo das eine
aufhören und das andere beginnen sollte. Besonders gefällt mir dieser Wechsel bei „Halla troll”, das einem
Streitgespräch gleicht, das ausgetragen wird unter Kontrahenten, die eine hohe Ebene der Streitkultur praktizieren. Dann wieder
Passagen wie in „Snurt”, bei denen die Musik rockig vorantreibt.
Das es die drei in Norwegen mit dieser Scheibe bis in die Hitparade
geschafft haben, ist nicht der Ausdruck einer Anpassung an den Mainstream, sondern eher einem Musikmarkt geschuldet, in dem das
Besondere eine Chance hat.
Dies ist ja bereits die dreizehnte CD seit dem Jahr 2000, die unter Liens
Namen veröffentlicht wurde, doch sollten spätestens bei Hello Troll auch Leserinnen und Leser aufmerksam werden, die
vielleicht nicht schon Jazz-Fans sind. Übrigens, auf der Myspace-Seite von Ozellamusic gibt es Videoaufnahmen von dem Konzert
des Trios im A-trane in Berlin vom 20.April dieses Jahres zu sehen.
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