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Bei den großen Streiks handelt es sich um die Buchform
einer Artikelserie, die in der Direkten Aktion der anarchosyndikalistischen FAU im Jahr 2005
erschienen ist. Die Palette der elf Beiträge reicht „vom einfachen Lohnkampf bis
zum Generalstreik, vom Erfolg auf ganzer Linie bis zum totalen Fiasko” Das Spektrum
reicht vom Migrantenstreik bei McKees Rocks in Pennsylvania 1909, über den
Landarbeiterstreik in Patagonien (Argentinien) 1921/22 bis zu den Generalstreiks gegen die
Apartheid 1976 in Südafrika. Auf europäischer Ebene werden behandelt: Frankreich
1936 und 1995, leider 1968 nur unter dem Aspekt der Studierendenproteste in Nanterre, der
„schleichende Mai 1969” in Italien, der Kampf der Internationalen
Transportarbeiterföderation gegen den Faschismus, der britische Bergarbeiterstreik
1984/85 und aus dem streikarmen Österreich die Streiks vom September/Oktober 1950. Zu
Deutschland gibt es Beiträge zum Bergarbeiterstreik 1919 im Ruhrgebiet und zu den Streiks
und Hungermärschen in der deutschen Nachkriegszeit 1946—48.Die Auswahl ist also
durchaus subjektiv und selektiv und gibt den syndikalistischen Standort der Herausgeber und
Autoren wieder. Sie bemühen sich allerdings, durch eingestreute Chroniken und
Bibliografien den geschichtlichen Kontext herzustellen. Trotzdem ist das Buch anregend
für ein junges Publikum, das noch nie selbst einen Streik erlebt hat, sich mit
Klassenkämpfen und deren Bedeutung für eine gesellschaftliche Veränderung zu
beschäftigen.
Einen anderen Charakter hat
das von Torsten Bewernitz — ebenfalls ein FAU-Mitglied — herausgegebene Buch Die
neuen Streiks. Es ist vom Autorenspektrum her breiter angelegt: Mit Jochen Gester (über
den Kampf bei Opel Bochum 2004), Alix Arnold/Christian Frings (über den Streik beim
Flughafen-Caterer Gate Gourmet 2005/06), Folkert Mohrhof (Strike Bike 2007) sowie Herbert
Münchow (Transnet-Mitglied) und Manfred Krug (GDL-Mitglied) zum GDL-Streik 2007/2008 sind
sachkundige Autoren am Werk. Weitere Streiks wie der beim Bosch-Siemens-Hausgerätewerk in
Berlin werden vom Herausgeber in einem Übersichtsartikel „Die Zukunft des Konzepts
Streik” dargestellt.
Dennoch sind einige
Leerstellen vorhanden: Betriebliche Kämpfe wie bei AEG Nürnberg, Infineon
München, Alsthom Power/Mannheim und Freudenberg/Weinheim werden entweder nicht
dargestellt oder nur am Rande erwähnt. Für die teilweise doch recht bestimmten
Schlussfolgerungen bezüglich neuer Streikformen und -inhalte scheint die Basis der
ausgewerteten Kämpfe und Erfahrungen etwas zu schmal. Im zweiten Teil bieten Mag
Wompel/Labournet (Sabotage als Form des Arbeitskampfs), Markus Lawrenz (Online-Arbeitskampf)
und Hae-Lin Choi (Organizing am Beispiel des Streiks der Reinigungskräfte in
Houston/Texas 2006) sowie Stefan Paulus (Genderfrage und Streikbegriff) weitere Perspektiven.
Diskussionsstoff für die Formierung klassenkämpferischer Kräfte in Betrieben
und Gewerkschaften bietet das Buch allemal.
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