SoZ - Sozialistische Zeitung |
Seit dem Sommer 2008 ist klar: eine Weltwirtschaftskrise hat
begonnen, die auch um den Exportweltmeister Deutschland keinen Bogen macht. So bleibt nur die
Frage: Wie können wir Widerstand zustandebringen, damit nach den Lasten des Aufschwungs
nicht auch noch die Lasten der Krise von den abhängig Beschäftigten getragen werden?
Der Anschluss der DDR und die Exporterfolge des deutschen Kapitals haben das gesellschaftliche
Kräfteverhältnis gründlich verschoben. Und Solidarität ist keine
Selbstverständlichkeit, denn mit dem Druck von oben wächst die Konkurrenz unter den
Betroffenen.
Eine Antwort haben die
Sozialproteste gegen die Hartz-Gesetze gegeben: Sie schnüren ein Paket aus einer
individuellen Grundsicherung (500 Euro plus Warmmiete), einer radikalen
Arbeitszeitverkürzung (30 Wochenstunden) und einem Mindestlohn in Höhe von 10 Euro
in der Stunde. Dieses Paket zielt genau auf die gemeinsamen Interessen der lohnabhängigen
Klasse; es richtet sich gegen die Ausgrenzung der Erwerbslosen und den zunehmenden Lohndruck.
Bisher ist es nicht gelungen,
um diese Ziele eine breite Bewegung zu organisieren. Die Sozialproteste wurden an den Rand
gedrängt. Nun steht eine große Krise vor der Tür. Rasch gelang deshalb die
Einigung auf zwei bundesweite Demonstrationen am 28.März. Schwieriger war die
Verständigung über einen gemeinsamen Aufruf. Anfang Januar entstand zunächst
ein Text, der an das genannte Forderungspaket anknüpfte.
Doch dann erhoben die
Vertreter der Partei Die LINKE heftigen Widerspruch: Nicht gegen die allgemeine
Ankündigung eines „Systemwechsels” im Aufruf, wohl aber gegen die konkrete
Festlegung sozialpolitischer Mindestbedingungen. Insbesondere eine Regelsatzerhöhung, die
über 435 Euro und damit über die Beschlusslage ihrer Bundestagsfraktion hinausgeht,
könnten sie nicht unterschreiben. So entstand ein wohlklingender Formelkompromiss, der
tatsächlich noch die bescheidene Forderung von 500 Euro + Warmmiete zu unterbieten
gestattet.
Sicher ist der Aufruftext
für eine Demonstration nicht das Allerwichtigste. Denn es kommt nicht nur darauf an, was
wir fordern wollen, sondern vor allem darauf, welche Kraft wir organisieren können. Doch
gerade dazu braucht es nachvollziehbare, konkrete Ziele: Am 29.1. gingen in Frankreich 2
Millionen Menschen auf die Straße; im Mittelpunkt standen „300 Euro mehr —
sofort” und die Anhebung des Mindestlohns auf 1600 Euro. Höchste Zeit also, auch
hierzulande die öffentliche Debatte über die Inhalte sozialen Protestes neu zu
eröffnen: Warum beim Geld zwar manche Freundschaft aufhört, die Solidarität
aber erst anfängt.
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