SoZ - Sozialistische Zeitung |
Die 2850 Beschäftigten bei Opel im oberschlesischen Gliwice bangen um ihren
Arbeitsplatz.
Sie fürchten, dass ihr Betrieb geschlossen
wird und schauen voller Sorge auf die Zusammenkunft der Chefs der europäischen Opel-Niederlassungen in den
nächsten Tagen. General Motors ist in der Krise. Für Europa scheint es kein
„Rettungspaket” zu geben. Das polnische Werk produziert den Opel Zefira und den Astra 4 und
exportiert davon 90% in den Westen. Die Hoffnungen der Arbeiter, der neue Opel Delta könnte früher in
die Produktion gehen, waren wohl unrealistisch.
Opel hinkt nach Aussagen eines Gewerkschafters
nicht nur drei bis vier Jahre technologisch hinterher, sondern baut auch für den Osten keine marktgerechten
Autos. Ganz anders ist das bei anderen Autobauern, wie etwa Fiat, die schon zu Zeiten der Volksrepublik den
Maluch (kleiner Fiat 126p) für den polnischen Geldbeutel gebaut haben. So sind auch heute Firmen dabei,
Modelle für den polnischen und osteuropäischen Markt herzustellen, die einfacher und billiger sind.
Bei diesen scheint die Wirtschaftskrise noch nicht angekommen zu sein.
260 Beschäftigte wurden bei Opel Polska
schon entlassen und an die Jobvermittlungsagentur Work Service weitergeleitet. Diese Firma gehört dem
Senator Tomasz Misiak von der regierenden PO (Bürgerplattform).
Bei Opel Polska gibt es drei Gewerkschaften:
Solidarnosc, OPZZ und Sierpien 80. Mit 900—1200 Mitgliedern im Unternehmen ist Solidarnosc die
mitgliederstärkste Gewerkschaft. Aus ihr sind die konservativen Regierungen hervorgegangen, und
entsprechend regierungsnah gibt sie sich oft. Die OPZZ ist die ehemalige Staatsgewerkschaft, die eher dem Lager
der ehemaligen Staatspartei und jetzigen SLD (Demokratische Linksallianz) zuzurechnen ist; letztere hat in ihrer
Regierungszeit (1993—1997 und 2001—2004) den neoliberalen Kurs fortgesetzt.
Aus Protest gegen den geringen Kampfgeist dieser
Gewerkschaften bildete sich vor eineinhalb Jahren bei Opel Polska die Gewerkschaftsgruppe Sierpien 80
(August 80), die jetzt 140 Mitglieder dort hat. Leider ist die Zusammenarbeit der Gewerkschaften nicht
solidarisch; Zbigniew Pietras, der Vorsitzende von Sierpien 80 bei Opel Polska, bedauert, dass sie auch
keinen Kontakt zu Gewerkschaftern in Opelwerken in Europa haben. Diese hätte allein Solidarnosc und die
würde den Informationsfluss zu anderen Gewerkschaftern und Beschäftigten nicht gerade befördern.
(Über das Verhalten „der” Solidarnosc gibt es viele Klagen, der Autor dieser Zeilen konnte ihr
arrogantes Verhalten auch selbst erleben.) Er beneide die Deutschen, die in der IG Metall eine starke
kämpferische Gewerkschaft hätten, meint Zbigniew Pietras von Sierpien 80.
Allerdings scheint sich seit einiger Zeit das
Verhältnis zur IG Metall zu bessern und er hoffe, dass es möglich sein wird, gemeinsam für die
Arbeitnehmerrechte zu kämpfen. Mit ihren 140 Mitgliedern würde Sierpien 80 jetzt zumindestens
wahrgenommen.
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