SoZ - Sozialistische Zeitung

Zur SoZ-Homepage SoZ - Sozialistische Zeitung, April 2009, Seite 22


Mord und Todschlag

von Udo Bonn

David Lawrence: Tödliches Dunkel München: Knaur, 2008, 511 S., 8,95 Euro

Die Anzahl der Bundeswehrsoldaten, die nach einem Auslandseinsatz unter posttraumatischen Belastungsstörungen leiden, hat sich seit 2005 auf 245 mehr als verdoppelt. Und dabei handelt es sich lediglich um die Männer und Frauen, die sich wegen Depressionen, Reizbarkeit, Schlafstörungen, Angstzustände, Suchtproblemen in Behandlungen befinden. Wie hoch die Dunkelziffer ist, ist nicht bekannt, ebenso wenig, welche Folgen aus mangelnder Therapie entstehen.
In David Lawrence‘ Roman Tödliches Dunkel wird aus dem ehemaligen britischen Soldaten Gideon Woolf ein als Silent Wolf verkleideter Mörder: Schmutziges Mädchen ist auf die Leiche einer jungen Frau geschrieben und kurze Zeit später findet sich eine ähnliche Botschaft bei einem Toten, der für einen zwielichtigen Parlamentsabgeordneten arbeitete. Gibt es einen Zusammenhang zwischen beiden Toten, sind es symbolische Bestrafungsaktionen oder gibt es einen Nachahmungstäter, fragt sich die Polizei
Wie in seinen vorangegangenen Romanen (der Kreis der Toten ist an dieser Stelle vorgestellt worden), leitet Stella Moody die Ermittlungen und wieder hat sie sich dabei nicht nur mit sexistischen Vorgesetzten rumzuschlagen, sondern auch Ordnung in ihr Privatleben zu bringen: Ihren Freund, gelangweiligt durch Interviews mit der Londoner High Society, zieht es wieder zur Kriegsberichterstattung, und wider Erwarten trifft sie auf ihre alkoholkranke Mutter, die sie vor Jahren für einen neuen Mann im heruntergekommenen Trabantenviertel Harefield Estate zurückgelassen hatte.
Harefield Estate, nicht all zu weit vom schicken Notting Hill, ist die Gegend, auf die sich ein Großteil der Ermittlungen konzentriert und die Schilderung des alltäglichen Dramas um Geldbeschaffung, Konkurrenzbeseitigung und Verzweiflung gehört neben der Darstellung der Vernetzung zwischen Überlebenskriminalität und internationaler Waffenschieberei zu den gelungensten Teilen des Romans. Am Ende des Buches liest man weniger auf die Festnahme des Mörders hin als auf eine unblutige Lösung für die Liebe zwischen dem psychisch kranken Täter und einer naiven Frau, die mehr vom Leben will als einen braven, konfliktscheuen Ehemann.


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